Kölner Philharmonie

WDR Sinfonieorchester

Jörg Widmann
Foto: Marco Borggreve
Jörg Widmann
Foto: Marco Borggreve

LEBENSKLÄNGE
Konzert - Schumann & Widmann

Jörg Widmann, Leitung



Robert Schumann (1810-1856)
Sinfonie Nr. 2 C Dur op. 61 (1845/46)

Schumanns zweite Symphonie - der Chronologie nach die dritte - skizzierte Schumann innerhalb von 16 Tagen "im Dezember 1845 und noch halb krank", wie er später einem Hamburger Freund schrieb. Der uneinheitliche Gesamteindruck, den dieses Werk hinterlässt, wird oft mit der Belastung des Nervenleidens erklärt, unter dem Schumann in dieser Zeit verstärkt litt. Ebenso ist er jedoch Ausdruck des kompositorischen Dilemmas, in das Schumanns eigenes ästhetisches Programm geführt hatte, in den zum Scheitern verurteilten Versuch, historische Kontinuität herzustellen und die Musik aus dem Geiste Bachs und Beethovens mit der neuen Subjektivität seiner romantischen Zeitgenossen zu verbinden. "Zu unvereinbar stehen sich [ ... ] hier neuer Inhalt - das subjektive, poetisch motivierte Ausdrucksbedürfnis der Romantik inklusive aller Brechungen - und alte Form - das ästhetisch geschlossene, genuin musikalische, objektive Prinzip der klassischen Symphonie - gegenüber." (Csampai)
Die Diskrepanz tritt im einleitenden "Sostenuto assai - Allegro ma non troppo" deutlich zutage, wenn nach einer viel versprechenden langsamen Einleitung, die Fanfarenklänge Beethovenscher Provenienz mit romantischer Vieldeutigkeit verbindet, im Allegro-Teil ein Hauptthema erklingt, das sich nur wenig zur Weiterverarbeitung eignet, so dass der Komponist in Ermangelung eines prägnanten zweiten Themas einige Mühe hat, den Satz in Bewegung zu halten. Gelungener erscheint die Weiterentwicklung klassischer Vorbilder im zweiten Satz, einem Scherzo ("Allegro vivace - Trio I - Trio II"), das die Idee eines stilisierten Tanzes mit der Form des romantischen Phantasiestückes verbindet. Auch in dem an dritter Stelle stehenden "Adagio espressivo" versucht Schumann eine Verknüpfung von Altem und Neuem: Über einem generalbassartigen Fundament erhebt sich eine große, schmerzlich-schöne Kantilene. "Ein Nocturne im Generalbaß. Oder: die romantische Vision eines langsamen Satzes von Vivaldi. Oder: Schumanns musikalisches Opfer." (Csampai) Das festliche Finale ("Allegro molto vivace") lässt die Erinnerung an klassische Vorbilder (Mozart, Beethoven) wach werden, von der traditionellen Anlage gemäß den Prinzipien der Sonatenhauptsatzform bleibt freilich nicht viel übrig. Vielmehr findet eine formal recht freizügige Verschachtelung verschiedener C-Dur-Themen und Motive statt, die schließlich in einer langen und festlich daher schreitenden Coda übereinander geschichtet werden. Mit dem erstmals in vollem Umfang erklingenden fanfarenartigen Eingangsmotiv der Symphonie erhält das Werk einen wirkungsvollen Schlusspunkt.

Text: Heidi Rogge



Jörg Widmann (*1973)
Babylon Suite
für Orchester

Die »Babylon-Suite« des Münchner Komponisten Jörg Widmann bringt den gesamten Konzertsaal zum Vibrieren. Das Werk ist ein Orchesterauszug aus seiner 2012 uraufgeführten Oper »Babylon«, die für eine heterogene Gesellschaft plädiert. Die »faszinierende Gleichzeitigkeit« der Kulturen, so Widmann, spiegelt sich im überreich besetzten Orchester mit seiner aufbrausenden Energie und elektrisierenden Spannung. Der Komponist selbst leitet dieses Konzert, denn der Allrounder der Klassikszene wirkt gleichermaßen als Komponist, Klarinettist und Dirigent.

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Letzte Aktualisierung: 09.10.2025 18:01 Uhr     © 2025 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn