In meinem Hals steckt eine Weltkugel - Theater Marabu - kultur 129 - Oktober 2016

In meinem Hals steckt eine Weltkugel
Foto: Ursula Kaufmann
In meinem Hals steckt eine Weltkugel
Foto: Ursula Kaufmann

Diese Welt ist wirklich zum Verrücktwerden.

Wir bewundern die Helden, die in Afrika Entwicklungshilfe leisten, während andere als ‚Wirtschaftsflüchtlinge‘ bei uns ausgewiesen werden. Wir sorgen uns um übergewichtige Kinder, während anderswo Kinder verhungern. Wir sind im Supermarkt von der Fülle der Angebote überfordert, andere sind froh über eine Handvoll Reis. Wir wissen, dass der Reichtum einer kleinen Minderheit auf dem Elend vieler anderer basiert. Aber was sollen wir tun? Das Handy wegwerfen, weil Coltan drinsteckt, das im Kongo unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut wird?
Gerhard Meisters 2011 in Bremerhaven uraufgeführtes Stück In meinem Hals steckt eine Weltkugel fragt danach, wie wir mit den Widersprüchen umgehen. Genauer: Wie ich selbst das fremde Leiden aushalte. Schließlich nützt mein schlechtes Gewissen faktisch niemandem. Das Junge Ensemble Marabu (acht junge Erwachsene zwischen 17 und 24) unter der Leitung von Tina Jücker und Claus Overkamp präsentiert die bitterböse Komödie mit großer Spielfreude als zynische Show. Schrill kostümiert und geschminkt sitzen sie heftig diskutierend an einem langen Tisch, was Assoziationen an die Konferenzen in der UN-Stadt Bonn nahelegt, deren Wohlstand von den Beratungen über globale Probleme durchaus profitiert.
In schnellem Wechsel zwischen Monologen und Chorszenen demonstrieren sie den Irrsinn angesichts des drohenden Untergangs, schwenken glitzernde Cheerleader-Pompons oder versuchen es mit transzendentaler Meditation. Bringt auch wenig, wenn der Hundehaufen vor der Haustür das eigene Dasein letztlich mehr stört als die Katastrophen auf anderen Kontinenten. Spenden, für die mit traurig blickenden Kindern geworben wird und die auf den Konten korrupter Politiker landen? Auch keine Lösung.
Antworten oder Handlungsmodelle bietet die Aufführung nicht, bei der einem das Lachen oft im Hals steckenbleibt. E.E.-K.


Spieldauer ca. 70 Min., keine Pause
Termine: 17.10. / 24.10. / 1.12. / 2.12.
Empfohlen für Publikum ab 14 Jahren

Donnerstag, 15.12.2016

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