McEwan, Ian: Kindeswohl

kultur 119 - Oktober 2015

Der neue Roman des Autors, der weltberühmt wurde mit Abbitte, hat mich tief bewegt und nachhaltig beschäftigt.
Die Hauptperson, Fiona, ist Familienrichterin in London. Sie ist 59 Jahre alt, kinderlos und befindet sich in einer Ehekrise.
Und nun soll sie entscheiden, ob ein Mensch leben darf.
Adam ist 17, hat Leukämie und braucht eine Bluttransfusion, die seine Eltern, gläubige Zeugen Jehovas, ablehnen.
Fiona besteht darauf, ihn kennenzulernen und besucht ihn im Krankenhaus. Sie findet einen hochintelligenten jungen Mann und entscheidet, dass er leben soll, dass er gegen den Willen seiner Eltern und seinen eigenen, eine Transfusion erhalten soll.
Adam wird gesund. Er wird 18, er wendet sich von den Eltern und seiner/ihrer Religion ab, er findet es herrlich, zu leben und fühlt sich stark hingezogen zu der Frau, die es ihm ermöglicht hat. Er will bei ihr und ihrem Mann wohnen. Sie weist ihn ab, versucht, ihm zu helfen, schickt ihn aber fort.
Den Schluss erzähle ich Ihnen nicht, er stand allerdings in allen Medien.
Ich habe das Buch, es hat nur wenig über 200 Seiten, in einem Stück gelesen und mir dabei überlegt, wie es sein mag, wie Gott über eines Menschen Sein oder Sterben zu entscheiden. Zwingt man jemanden, zu leben, ist man dann für ihn verantwortlich? Verurteilt man ihn zu sterben, kann man damit weiterleben ?
Ich sagte es schon am Anfang, das Buch hat mich nachhaltig beschäftigt, und das wird Ihnen bestimmt genauso ergehen.

Ian McEwan
Kindeswohl
Diogenes,
2015, gebunden,
224 Seiten, 22 €.

Donnerstag, 26.11.2015

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