Das Geld anderer Leute - kultur 55 - März 2009

Heuschrecken-Angriff - Das Geld anderer Leute von Jerry Sterner im Kleinen Theater

„Ich brauche das Geld nicht, ich will es!“ – Lawrence Garfield, den sie Garfinger oder „Larry, der Liquidator“ nennen, jongliert gern mit Millionen, die ihm nicht gehören. Mit Dollars tapeziert sind die Seitenwände der Bühne (Bühnenbild: Stefan A. Schulz) im Kleinen Theater, das mit der Komödie Das Geld anderer Leute des Amerikaners Jerry Sterner einen echten Coup gelandet hat. Das Stück wurde bereits 1991 mit Danny DeVito und Gregory Peck erfolgreich verfilmt, hat jedoch eine ganz neue Aktualität bekommen. Regisseur Gert Becker inszeniert die Geschichte einer feindlichen Übernahme mit Tempo und Witz.
Fernsehstar Martin Semmelrogge sieht mit blonden Stoppelhaaren und Hornbrille zwar nicht gerade aus wie ein Finanzhai, kann aber wunderbar aasig grinsen und ordentlich zubeißen. Sein quirliger Garfield, der sein Handy als roten Damenschuh tarnt, will bloß spielen und ist eher ein Börsenclown als ein Wirtschafts-Tycoon. Ein braver Unternehmer alter Schule wie Andrew Jorgenson hat gegen so einen keine Chance. Karl-Heinz Dickmann spielt überzeugend den verantwortungsbewussten Chef der im Kern gesunden Draht- und Kabelfabrik, die Großaktionär Garfield gern schlucken möchte. Dem alten Jorgenson treu zur Seite steht die famose Renate Clair als Bea Sullivan. Die charmante Dame ist nicht nur seine durchaus private Sekretärin, sondern auch Teilhaberin des Unternehmens. Und Mutter der ebenso intelligenten wie attraktiven jungen Anwältin Kate, blendend verkörpert von Susann Fabiero. Kate geht die Sache mit vollem Einsatz (schicke Kostüme: Kara Schutte) an und bringt den schnöseligen Firmenfresser ganz schön ins Schwitzen. Sie ist nämlich eine ebenso skrupellose Spielerin wie er.
Im Kampf um den Erhalt der Firma werden also alle juristischen und wirtschaftlichen Mittel ins Feld geführt, Aktionäre mobilisiert und Kurse manipuliert. Wobei Kate neben ihrem schlauen Kopf auch ihre restliche ansehnliche Erscheinung als taktisches Kapital zu nutzen weiß. Als Kriegsberichterstatter fungiert Martin Zuhr in der Rolle von Jorgensons ehrgeizigem Geschäftsführer William Coles, der irgendwann doch die Zeichen der Zeit begreift und zur feindlichen Seite überläuft. Schade, einen KO-Sieg hätten wir der kessen Kate lieber gegönnt als den lukrativen Platz an der Seite des fiesen Garfield. Doch der pfiffige Wirtschaftskrimi endet halt wie im wirklichen Leben. Der alte Jorgenson soll die Zerstörung seines Lebenswerks nicht lange überlebt haben.
Alle Karten für die glänzend gespielte Satire waren im Nu vergriffen. E.E.-K.

War leider nur bis zum 22.02.09 im Programm

Samstag, 02.01.2010

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