Drum prüfe ewig, wer sich bindet... - kultur 58 - Juni 2009

Doppelter Probelauf - Drum prüfe ewig, wer sich bindet... von Florian Battermann im Kleinen Theater

„Was wäre wenn?“ fragt im Untertitel die liebenswürdige Komödie von Florian Battermann, der einige Jahre am Kleinen Theater Bad Godesberg arbeitete und inzwischen erfolgreich das Theater „Komödie am Altstadtmarkt“ in Braunschweig leitet. Dort kam sein Stück 2004 auf die Bühne; an seiner früheren Bonner Wirkungsstätte hat er den Blick in Bettinas mögliche eheliche Zukunft an der Seite von Bastian oder Marc erneut inszeniert.
Bettina wartet im Brautkleid auf den Gang zum Traualtar. Mama Charlottes von reichlich Eierlikör unterstützte Fürsorge dämpft ihre Aufregung nur mäßig. Irgendwas Blaues (möglichst nicht ganz so deutlich wie damals bei Mamas Eheschließung, wo der Bräutigam glatt für eine Doppelhochzeit gereicht hätte) muss noch her fürs dauerhafte Glück. Mama ist zwar nicht abergläubisch, verdient jedoch das Geld für ihre großzügigen Geschenke als Verfasserin von Horoskopen, was gelegentlich ziemlich enervierend ist. Ansons­ten hat Mama mit lockeren Sprüchen („Ich hab in mehr Hotelzimmern gelegen als die Bibel“) und herzhaftem Realitätssinn („Ich wollte mal so aussehen wie Liz Taylor, jetzt hab ich’s geschafft“) immer alles fest im Griff. Christiane Rücker spielt die Rolle bravourös und hält sie wunderbar leichtfüßig zwischen eleganter Dame, schrill aufgetakelter Knallchargen-Übermutter, verschrobenem Starrsinn, rabiater Zärtlichkeit und unerschütterlichem Selbstbewusstsein.
Die Brautsträuße, die Bastian (gelbe Frühlingsblumen) und Marc (weiße Lilien) vorbeibringen, taugen nicht zur Problemlösung, selbst wenn die beiden jungen Herren als Heiratskandidaten durchaus in Frage kämen. Blau wird zumindest der verstauchte Fuß der Braut, die daraufhin ihrer Mutter ohnmächtig in die Arme sinkt und quasi in letzter Sekunde die möglichen Folgen ihres ultimativen Schrittes vorweg träumt. Die charmante Julia Malkowski spielt die Varianten und Zeitsprünge (szenisch hübsch strukturiert durch Bettinas nur alle vier Jahre stattfindenden Geburtstag am 29. Februar) überzeugend durch. Im Bühnenbild von Ausstatter Horst Neumann haben sowohl die mit dem braven Bastian (lustig als tapferer junger Familienvater und Hausmann: der Autor und Regisseur Florian Battermann selbst) geteilte kleinbürgerliche Wohnung Platz wie das schicke Apartment, in das Bettina mit dem attraktiven Piloten Marc (sympathisch: Oliver Walser) einzieht.
Bald schon krähender Nachwuchs, ein mittelprächtiger Job als Schaufensterdekorateurin, irgendwann ein Häuschen im Grünen und schließlich die einvernehmliche Trennung – so könnte die Ehe mit Bastian verlaufen.
Gatte meistens ausgeflogen, steile Karriere als Top-Designerin, Nobelpartys in New York und Tokyo, Kinderwunsch notgedrungen aufgeschoben – das Leben mit Marc wäre eine tolle Alternative. Zumal Charlotte bei dieser Variante im Senioren-Wellness-Refugium auf Mallorca den Eierlikör gegen Whisky eintauschen und poetische SMS-Botschaften mit dem bezaubernden alten Ornithologen Sittich Freiherr von Humbug austauschen würde. Ohne solch skurrile mütterliche Eskapaden und die überwältigende Bühnenpräsenz von Christiane Rücker könnte der virtuelle Ausflug in die wechselnden Szenen zweier Ehen trotz der amüsanten Dialoge leicht monoton werden.
Findet am Ende auch Bettina und entscheidet sich auf jeden Fall gegen einen „dödeligen“ Bräutigam und für eine Verlängerung der ewigen Qual der Wahl. Prüfung instinktiv bestanden! E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca.2 Std., eine Pause

Montag, 21.03.2011

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