Kölner Philharmonie

Israel Philharmonic Orchestra

Lahav Shani
Foto: Marco Borggreve
Lahav Shani
Foto: Marco Borggreve

Konzert - Beethoven & Tschaikowsky

Yefim Bronfman, Klavier
Lahav Shani, Dirigent



Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73

Beethovens fünftes Klavierkonzert, 1809/10 in Wien komponiert, ist nicht nur der Abschluss seiner Auseinandersetzung mit der Gattung, sondern auch ein Schlüsselwerk seiner mittleren Schaffensperiode. Der zeitgeschichtliche Hintergrund verleiht der Musik ein besonderes Gewicht: Wien war von den napoleonischen Truppen besetzt, Kanonendonner hallte durch die Stadt. Beethoven schrieb an seinen Verleger, er habe sich „im Keller verkriechen“ müssen, um nicht dem Lärm ausgesetzt zu sein. Dennoch entstand ein Konzert, das nicht Resignation, sondern Größe und Selbstbehauptung ausstrahlt. Bereits der Beginn stellt eine bemerkenswerte Neuerung dar: Anstelle einer traditionellen orchestralen Einleitung präsentiert Beethoven drei markante Akkorde, die jeweils durch virtuose Passagen des Solisten beantwortet werden. Dadurch nimmt das Klavier von Anfang an eine zentrale Rolle ein – nicht lediglich als Replik auf das Orchester, sondern als ebenbürtiger und initiierender Partner. Dieses Prinzip eines erweiterten musikalischen Dialogs bestimmt das gesamte Werk; das Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester zeichnet sich durch das gegenseitige Entwickeln musikalischer Ideen aus, statt durch ein Gegeneinander. Der erste Satz (Allegro) zeichnet sich durch eine monumentale architektonische Gestaltung aus, die den heroischen Charakter des Werkes unterstreicht. Kraftvolle Tutti- Abschnitte, virtuose Klavierpassagen sowie lyrische Nebenmotive verbinden sich zu einer weitläufigen Struktur, die an sinfonische Formen erinnert. Groß und majestätisch erreicht dieser Satz Dimensionen, die Beethoven bisher kaum genutzt hat. Besonders hervorgehoben sei der zweite Satz (Adagio un poco mosso): in der entlegenen Tonart H-Dur, die Beethoven hier zum ersten Mal in größerem Rahmen einsetzt. Diese harmonische Entfernung von der Grundtonart Es-Dur wirkt wie ein plötzlicher Eintritt in eine andere Welt. Das Klavier singt eine ruhige, weit gespannte Kantilene, das Orchester begleitet sparsam und transparent. Es ist ein Moment der Verinnerlichung und des Innehaltens. Nahtlos – über ein geheimnisvolles Übergangsmotiv – mündet die Musik in das Finale (Rondo: Allegro). Hier entfaltet sich eine rhythmisch prägnante, fast tänzerische Energie. Die Themen wirken volksnah, ja einfach, doch Beethoven entwickelt daraus eine Fülle von Variationen und virtuosen Zuspitzungen, bis am Ende eine glanzvolle Apotheose steht. Der spätere Beiname „Emperor“ stammt nicht von Beethoven selbst, sondern von
einem englischen Verleger – vielleicht in Anspielung auf den majestätischen Charakter des Werkes. Auch wenn Beethoven mit napoleonischer Herrschaft wenig Sympathie verband, vermittelt das Konzert ein Bild musikalischer Souveränität, das der Titel treffend einfängt. Dass Beethoven danach kein weiteres Klavierkonzert mehr schrieb, unterstreicht den singulären Rang des Werkes: Es bildet den krönenden Abschluss einer Gattung, die er auf ein bis dahin unerreichtes Niveau geführt hatte.


Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840 - 1893)
Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 CS 26

Tschaikowskys fünfte Symphonie, 1888 in St. Petersburg uraufgeführt, gilt als einer der Höhepunkte im symphonischen Schaffen des Komponisten. Sie folgt nach der vierten (1877/78), in der der Komponist die Macht des „Schicksals“ in dramatischer Zuspitzung thematisierte, und geht ihrerseits dieser Idee erneut nach – diesmal jedoch mit anderen Vorzeichen. Kennzeichnend ist das „Schicksalsmotiv“, das gleich zu Beginn vorgestellt wird: eine dunkle, schreitende Melodie der Klarinetten, begleitet von gedämpften Streichern. Dieses Thema kehrt in allen vier Sätzen wieder, in unterschiedlichen Gestalten, und verleiht der Symphonie eine enge innere Einheit. Der erste Satz (Andante – Allegro con anima) entfaltet sich aus dieser düsteren Introduktion heraus in leidenschaftlichen Themen und weiträumigen Steigerungen. Die Musik schwankt zwischen resignativer Schwermut und aufblühender Energie. Das Andante cantabile des zweiten Satzes wird von einer weit gespannten Hornmelodie eröffnet; sie gehört zu Tschaikowskys schönsten Eingebungen. Doch auch hier mischt sich das „Schicksalsmotiv“ ein und stört die Idylle, bis die Musik erneut zu kraftvoller Leidenschaft aufsteigt. Der dritte Satz, ein Walzer, zeigt eine andere Seite des Komponisten. Anstelle des üblichen Scherzos erklingt ein Tanz, elegant und fließend, doch nicht ohne Untertöne von Melancholie. Auch hier blitzt das Schicksalsmotiv auf – subtil in die rhythmische Bewegung integriert. Das Finale (Andante maestoso – Allegro vivace) präsentiert das Schicksalsmotiv in einer triumphalen Ausführung. Das Thema wird nun in Dur dargestellt und nimmt hymnische sowie festliche Züge an, was den Eindruck vermittelt, die Bedrohung sei überwunden. Tschaikowsky gestaltet diese Apotheose jedoch mit einer wissentlich ambivalenten Komplexität: Einige Interpretationen sehen darin einen erzwungenen Triumph, der Unsicherheit überdeckt. Ungeachtet dieser Deutung entfaltet der Schluss eine bemerkenswerte orchestrale Kraft. Tschaikowskys fünfte Symphonie steht damit exemplarisch für die romantische Idee von Musik als Ausdruck innerer Konflikte. Sie verbindet persönliche Empfindung mit sinfonischer Form, dramatische Zuspitzung mit melodischem Reichtum. Kein Wunder, dass sie bis heute zu seinen populärsten Werken zählt.

Sebastian Jacobs

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