Kölner Philharmonie

WDR Sinfonieorchester

Lucas & Arthur Jussen | Klavier
Foto: Marco Borggreve
Lucas & Arthur Jussen | Klavier
Foto: Marco Borggreve

Konzert - Dvorák, Bartók & Brahms

Lucas und Arthur Jussen, Klavier
Peter Stracke, Schlagzeug
Johannes Wippermann, Schlagzeug
Cristian Macelaru, Leitung


Antonín Dvorák (1841-1904)
Auszüge aus »Legenden op. 59«

Antonín Dvorák gilt neben dem um eine knappe Generation älteren Bedrich Smetana als wichtigster Vertreter der tschechischen Nationalmusik im 19. Jahrhundert. Seine „Legenden“ waren ursprünglich für Klavier zu vier Händen komponiert, wie davor auch seine Slawischen Tänze. Von seinem Verleger wurde er gebeten, sie später zu orchestrieren. Die zehn Stücke bringen starke Gefühle zum Ausdruck, aber es gibt dazu keine Geschichte, kein Programm. Über Dvoráks Entscheidung, sie „Legenden“ zu nennen, kann man nur spekulieren. Hört man die Stücke, so scheint der Titel perfekt zu passen. Diezehn kurzen Werke haben keine eigenen Titel, bloß jeweils Tempoangaben. In Aufführungen – wie der heutigen – erklingen sie oft einzeln oder in verschiedenen Gruppierungen. Von Dvorák gibt es keinen Hinweis darauf, in welcher Zusammenstellung sie in ein Konzertprogramm aufgenommen werden sollten. Kurz vor dem Abschluss der Komposition seiner 6. Sinfonie schrieb Dvorák an seinen Verleger Simrock über seinen geplanten Legenden-Zyklus für Klavier zu vier Händen. Diese ursprüngliche Fassung widmete er schließlich dem Kritiker Eduard Hanslick (s. u., Brahms 2. Sinfonie), der Dvorák als erster Brahms empfohlen hatte und der gemeinsam mit dem deutschen Komponisten dazu beigetragen hatte, dass Simrock seine Werke veröffentlichte. Die Legenden in der Fassung für Klavier zu vier Händen erschienen 1881 bei Simrock, und Dvorák orchestrierte sie kurz darauf für kleines Orchester, jedes Stück jeweils mit einer geringfügig veränderten Instrumentengruppe. Der für Dvoráks Karriere schließlich so hilfreiche Brahms schrieb an seinen Verleger: „Grüßen Sie doch ja Dvorák und sagen Sie ihm, wie mich seine Legenden andauernd erfreuen.“
Spieldauer: unbekannt (je nach Auswahl)

Béla Bartók (1881 – 1945)
Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester

1937 beauftragte Paul Sacher, der milliardenschwere schweizerische Mäzen und Dirigent, Bartók zum zweiten von insgesamt drei durch ihn finanzierten Bartók-Werken. Daraus entstand die Sonate für zwei Klaviere und zwei Schlagzeuger, eine der schlüssigsten kompositorischen Nutzanwendungen von Bartóks Folklorestudien, eine faszinierende Kombination aus konstruktivem Intellekt und Elementen jener „triebhaften“ balkanischen Volksmusik, die Bartók stets nur „Bauernmusik“ nannte. Bartóks Erweiterung der Sonate zum „Konzert“ erfolgte 1940 auf Anregung seines Verlegers Heinsheimer, der gleichzeitig versuchte, als Agent dem Klavier spielenden Ehepaar Auftritte zu verschaffen. An den Parts der vier Solisten, die dieselbe Podiums-Aufstellung einnehmen sollen wie in der Urfassung, hat Bartók nur geringfügige Änderungen vorgenommen, Substanz und Länge des Stücks blieben gleich. „Ich hatte schon seit Jahren die Absicht, ein Werk für Klavier und Schlagzeug zu schreiben. Allmählich verstärkte sich indessen in mir die Überzeugung, dass ein Klavier gegen Schlaginstrumente keine befriedigende Balance ergibt. Infolgedessen änderte sich der Plan insofern, als zwei Klaviere statt einem dem Schlagzeug gegenüberstehen. [ ] Die beiden Schlagzeugstimmen nehmen eine den beiden Klavierstimmen ebenbürtige Stellung ein. Die Rolle des Schlagzeugs ist verschiedenartig: in vielen Fällen ist es nur eine Farbnuance zum Klavierklang, in anderen verstärkt es wichtige Akzente, gelegentlich bringt das Schlagzeug kontrapunktische Motive gegen die Klavierstimmen, und häufig spielen namentlich die Pauken und das Xylophon sogar Themen als Hauptstimme." Den zwei Klavieren entsprechen zwei hochdifferenzierte Schlagzeuggruppen. Sie stehen zwischen den beiden Flügeln. In seiner Einführung anlässlich der Uraufführung der Sonate in Basel schrieb Bartók:
„Zum formalen Aufbau ist Folgendes zu sagen: Der erste Satz hebt mit einer langsamen Einleitung an, die ein Motiv des Allegrosatzes vorwegnimmt. Der Allegrosatz selber steht in C und hat Sonatenform [...] Der zweite Satz hat die schlichte Liedform a-b-o. Der dritte Satz in C stellt eine Verbindung der Rondo- mit der Sonatenform dar [...] Mit der im Pianissimo verhallenden Coda schließen der Satz und das Werk." – soweit der äußerst sachlich-nüchterne Kommentar des Komponisten. Dass Bartók in seinem Werk Rhythmus und Melodik zu virtuoser Harmonie führt, wie viel Poesie nicht nur im nächtlichen und naturnahen zweiten Satz steckt, wie viel rhythmischer „Drive", welcher Reichtum an Polyphonie und rhythmisch-metrischer Vielfalt, welch eine Klarheit, gepaart mit Expressivität – das muss man hören. Im Finalsatz blitzen zudem eine fast unbeschwerte Spielfreude, Lebensbejahung und ein Humor auf, die wie ein Widerspruch des Komponisten, zu den politischen Entwicklungen seiner Zeit aufgefasst werden können. Bartók persönlich litt nämlich extrem unter der braunen „Verpestung" (so Bartók) durch die Deutschen und der Bedrohung durch die sowjetische Diktatur Stalins. Die Orchesterfassung wurde erstmals am 21. Januar 1943 unter Fritz Reiner in New York, wiederum mit Bartók und seiner Frau als Solisten uraufgeführt. Es sollte der letzte öffentliche Auftritt des Komponisten sein.
Spieldauer: ca. 30 Min.

Johannes Brahms (1833 – 1897)
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73

Während die erste Sinfonie Brahms rund fünfzehn Jahre lang beschäftigte (mit einigen Unterbrechungen allerdings), entstand die zweite Sinfonie innerhalb weniger Monate und gleichsam in einem Zug. Den Sommer 1877 verbrachte Brahms in Pörtschach am Wörthersee, und dort begann er auch mit der Komposition des Werkes. Im Oktober des Jahres war die Arbeit nach Beleg verschiedener Briefzeugnisse bereits abgeschlossen. Am 30. Dezember 1877 fand in Wien die Uraufführung im Rahmen der Philharmonischen Konzerte unter Leitung von Hans Richter statt. Der Erfolg war groß, die Kritik äußerte sich überwiegend anerkennend bis enthusiastisch. Nach dieser erfolgreichen Wiener Uraufführung konnte sich das Werk auch rasch in vielen anderen Städten durchsetzen. Bis heute ist die zweite Sinfonie eine der populärsten und eingängigsten Sinfonien von Brahms geblieben. Zur Charakterisierung des Werkes ist es interessant, aus einer zeitgenössischen Kritik der Uraufführung zu zitieren, die Eduard Hanslick, der „Kritikerpapst“ des damaligen Wiener Musik- und Theaterlebens (und zugleich einer der einflussreichsten Befürworter von Brahms) für die „Neue Freie Presse“ verfasste: „Die vor einem Jahr aufgeführte erste Symphonie von Brahms war ein Werk für ernste Kenner, die dessen fein verzweigtes Geäder ununterbrochen verfolgen und gleichsam mit der Lupe hören konnten. Die zweite Symphonie scheint wie die Sonne erwärmend auf Kenner und Laien, sie gehört allen, die sich nach guter Musik sehnen, mögen sie die schwierigste fassen oder nicht. [ ... ] Brahms' neue Symphonie leuchtet in gesunder Frische und Klarheit; durchweg fasslich, gibt sie doch überall aufzuhorchen und nachzudenken. Allenthalben zeigt sie neue Gedanken und doch nirgends die leidige Tendenz, Neues im Sinne von Unerhörtem hervorbringen zu wollen. Dabei kein schielender Blick nach fremden Kunstgebieten, weder verschämtes noch freches Betteln bei der Poesie oder Malerei - Alles rein musikalisch empfangen und gestaltet und ebenso rein musikalisch wirkend. Als ein unbesiegbarer Beweis steht das Werk da, dass man (freilich nicht jedermann) nach Beethoven noch Symphonien schreiben kann, obendrein in den alten Formen, auf den alten Grundmauern.[ ... ] Der Charakter (der zweiten Sinfonie) ließe sich ganz allgemein bezeichnen als ruhige, ebenso milde als männliche Heiterkeit, welche einerseits zum vergnügten Humor sich belebt, andererseits bis zu nachsinnendem Ernst sich vertieft.“
Spieldauer: ca. 45 Min.


Christoph Prasser

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Letzte Aktualisierung: 28.04.2024 21:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn