Kölner Philharmonie

Les Siècles

Isabelle Faust & Alexander Melnikov
Foto: Marco Borggreve
Isabelle Faust & Alexander Melnikov
Foto: Marco Borggreve

Konzert - Ligeti & Mozart

Isabelle Faust, Violine
Alexander Melnikov, Klavier
François-Xavier Roth, Dirigent


György Ligeti (1923 - 2006)
Concert Românesc für Orchester

György Ligeti war ein österreichisch-ungarischer Komponist, der als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und als populärer Repräsentant der Neuen Musik gilt. Er wurde am 28. Mai 1923 in Diciosânmartin (Siebenbürgen) im damaligen Königreich Rumänien geboren und verstarb am 12. Juni 2006 in Wien. Er hatte eine musikalische Ausbildung bei Sándor Veress, Pál Járdányi, Lajos Bárdos und Ferenc Farkas in Musiktheorie und Orgel am Konservatorium von Cluj, das durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch von 1940 inzwischen wieder zu Ungarn gehörte. Nach Abschluss des Kompositionsstudiums an der Budapester Musikhochschule (1949) wurde Ligeti an eben dieser Hochschule Lehrer für Musiktheorie. Nach dem Ungarnaufstand im Herbst 1956 floh Ligeti nach Wien, folgte dann einer Einladung Stockhausens nach Köln, wo er im Studio für elektronische Musik des WDR arbeitete und wurde als Mitarbeiter der Darmstädter Ferienkurse für neue Musik bekannt mit den Protagonisten der seriellen Musik. Ligeti ließ sich in Wien nieder und bekam seit 1967 die österreichische Staatsbürgerschaft. In den sechziger Jahren hielt er Kompositionskurse ab. 1973 wurde er zum Professor für Komposition an der Musikhochschule in Hamburg ernannt. Ligeti gilt als einer der bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts und als ein Erneuerer der Neuen Musik. Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde Ligeti durch die Verwendung seiner Musik im Film „2001: Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick. Einen großen Einfluss auf seine Kompositionen hatte die Volksmusik seiner Heimat. Die Musik der Sinti und Roma hatte zu seinen frühen Kindheitseindrücken gehört. Ligetis 1951 komponiertes „Concert Românesc“ ist eine orchestrale Imagination rumänischer Motive aus der Frühzeit des Komponisten. Dessen Abarbeitung an den nationalen Heroen Bartók und Kodály ist im „Concert“ überall noch spürbar. Das Werk hat vier Sätze. Der 1. Satz, ein „Andantino con moto“, verspricht zunächst noch nichts Exorbitantes. Er beginnt mit einem lyrischen Thema, das nach einem schnelleren Abschnitt mit Bläsern und Schlagzeug am Ende wiederholt wird. Die raschen Sätze 2 und 4 („Allegro vivace“ und „Lento e deserto“) zeigen indes den „echten“ Ligeti in einer nicht bloß folkloristisch angeheizten, sondern hurtig ins Extrem getriebenen dämonischen Virtuosität, mit funkensprühenden, ins Witzig-Skurrile und Atemberaubende überdrehten Instrumentalpointen. Die im dritten Satz („Molto vivace“) exponierten Alphorn-Beschwörungen werden – und das erhebt dieses Stück in den Rang eines Geniestreichs – am Ende des Finales in all dessen Turbulenzen nochmals eindringlich rekapituliert.
Spieldauer: ca. 15 Min

Konzert für Violine und Orchester

Ende der 1980er-Jahre begann sich Ligeti für neue harmonische Strukturen zu interessieren. Auf der Suche nach andersartigen Intonationssystemen stieß er auf außereuropäische Musikkulturen, vor allem aus dem afrikanischen, asiatischen und nordpazifischen Raum. Den Komponisten faszinierten etwa die fünf- und siebenstufigen Systeme javanischer Musik: „Wenn man viel javanische Musik hört, bekommt man eine andere Einstellung, kein Ton entspricht den harmonischen Obertönen. Man bekommt einen Geschmack für diese merkwürdige verfremdete Schönheit.“ Erstes kompositorisches Resultat von Ligetis Suche war Anfang der 1990er-Jahre sein Violinkonzert. Die 1990 fertiggestellte Urfassung umfasste lediglich drei Sätze; in den darauf folgenden zwei Jahren ergänzte der Komponist das Werk um zwei weitere Sätze, schrieb den Kopfsatz komplett neu und stellte die Satzfolge um. Die Partitur gibt vor, dass einige Instrumente des Orchesters umgestimmt werden müssen: „Ich suchte unpräzise Intonation und einen "schmutzigen" Klang.“ Im ersten Satz des Konzertes spielt der Solist in virtuosen Arpeggien, während das Orchester mit breiten Flageolett- Flächen in den Streichern den klanglichen Hintergrund bildet. Der Reiz dieses Satzes ergibt sich aus dem Kontrast zwischen den flimmernden Sechzehntelketten der Violine und prägnanten rhythmischen Gestalten. Gleichzeitig erklingen temperierte und nicht-temperierte Intervalle, was eben zu jenen Effekten führt, die Ligeti als „schmutzigen Klang“ bezeichnet: Unebenheiten der Intonation, Schwebungen, ein vermeintlich „unsauberes“ Musizieren. Ganz andere Klangwelten beschwört der zweite Satz, überschrieben mit Aria, Hoquetus, Choral. Er hebt mit einer groß angelegten Kantilene des Soloinstruments an, die im weiteren Verlauf immer andere Instrumente in ihr melancholisches Umherschweifen einbezieht. Zusammen mit den übrigen Intonationsvarianten verschmelzen die Blasinstrumente zu einer seltsam schwebenden, fremdartig leuchtenden Klangaura. Der mit Intermezzo betitelte dritte Satz hat eine Gelenkfunktion zwischen den beiden langsamen Sätzen. Er greift den kantablen Charakter der Aria wieder auf, verknüpft diesen aber zunächst mit stehenden Klangfeldern, danach mit ständig abwärts führenden Skalen. Die vielfach geteilten Streicher sind kanonisch gesetzt, so dass ein dichtes Spektrum chromatisch geführter Stimmen entsteht. Der Beginn des vierten Satzes, der seinen ätherischen Ausdruck durch unmerklich sich verändernde Harmonien erzielt, zählt zu den eindrucksvollsten Passagen des gesamten Konzerts. Ligeti selbst assoziierte ihn nach eigenen Angaben mit einer „gläsernen Traumlandschaft“ und gestaltete ihn als Passacaglia. Das relativ einfach strukturierte, zweistimmige Thema, das lediglich sechs Takte umfasst, wird vielfach wiederholt, jedoch niemals in seiner ursprünglichen Gestalt. Das bewegte Finale gleicht einem kaleidoskopartigen Bilderreigen: Auf kleinstem Raum kombiniert Ligeti eine Vielfalt an Figuren und Charakteren – ein buntes Treiben, in dem sich Selbstzitate ebenso finden wie Tänzerisches oder folkloristische Wendungen. In den Skizzen zu diesem Satz hat Ligeti die beiden Worte „Tohuwabohu“ und „Galimathias“ (verworrenes Gerede) notiert als Hinweis auf die Vielschichtigkeit und den Detailreichtum dieses Schlusssatzes. Er mündet in eine groß angelegte Kadenz, deren Gestalt und Gestaltung Ligeti der Kreativität des jeweiligen Solisten überlässt.
Spieldauer: ca. 30 Min.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488

Das Klavierkonzert in A-Dur, KV 488, ist eines der bekanntesten Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart. Er komponierte es im Jahr 1786 in Wien. Zu dieser Zeit war er bereits ein angesehener Komponist und Pianist in der europäischen Musikszene. Die Entstehung des Konzerts fällt in eine Phase, in der Mozart ich inmitten persönlicher und finanzieller Schwierigkeiten befand. Obwohl er in seiner Musikerkarriere Erfolge gefeiert hatte, hatte er finanzielle Probleme aufgrund von unzureichender Unterstützung und instabilen Arbeitsbedingungen in der Donaumetropole. Das Jahr 1786 war jedoch auch eine produktive Phase in Mozarts Schaffenskraft. Neben dem Klavierkonzert KV 488 komponierte er in diesem Jahr noch zwei weitere Klavierkonzerte (KV 449 und KV 450) sowie andere bedeutende Werke wie die Oper „Le nozze di Figaro“ (Die Hochzeit des Figaro). Der erste Satz des dreisätzigen Klavierkonzertes in A-Dur ist ein lebhaftes Allegro, das mit einem eingängigen und fröhlichen Hauptthema beginnt. Das Klavier und das Orchester setzen das Thema abwechselnd fort und entwickeln es in verschiedenen Variationen weiter. Dieser Satz zeigt Mozarts Fähigkeit, Energie und Virtuosität zu kombinieren. Der zweite Satz ist ein langsames Adagio. Hier präsentiert Mozart eine zarte und emotionale Melodie, die vom Klavier vorgetragen wird. Der Satz ist von ruhiger und nachdenklicher Stimmung geprägt und stellt den emotionalen Mittelpunkt des Werkes dar. Der dritte Satz ist ein lebhaftes Allegro assai, ein Rondo. Er ist von tänzerischer Lebhaftigkeit und Begeisterung geprägt. Das wiederkehrende Hauptthema wird in verschiedenen Variationen präsentiert, wobei der Solist und das Orchester in einen spielerischen Dialog treten.
Spieldauer: ca. 30 Min.

Sinfonie C-Dur KV 551 »Jupiter-Sinfonie«

Mozart hat ungefähr 60 Sinfonien geschrieben (einige davon sind aber nicht oder nur fragmentarisch erhalten), von denen viele allerdings Gelegenheitsarbeiten darstellen und im Stil den älteren Serenaden, Suiten und Ouvertüren nahe stehen. 41 dieser Sinfonien sind für das Konzertwesen erhalten geblieben. Über die ntstehung der letzten drei Sinfonien Mozarts liegt einige Unklarheit. Sie betrifft aber weniger die Entstehungszeit im Laufe des Sommers 1788 als vielmehr den unbekannten Anlass und die Frage der Aufführungen. Auch die „Jupiter-Sinfonie“ ist Bestandteil der letzten drei Sinfonien Mozarts. Die Bezeichnung „Jupiter“-Sinfonie geht vermutlich auf Johann Peter Salomon, einen Konzertunternehmer und Geigenvirtuosen aus Bonn, zurück. Salomon ging 1781 nach London, wo er öffentliche Abonnementskonzerte organisierte. Mozarts allerletzte Sinfonie, entstanden in den Sommermonaten des Jahres 1788, bildet in ihrer Ausgewogenheit und musikalischen Geschlossenheit den Höhepunkt der klassischen Sinfonie vor Beethoven. Als besondere Meisterleistung galt dabei immer der berühmte Finalsatz, dessen Coda fünf Themen kontrapunktisch miteinander verknüpft. Die Jupiter-Sinfonie besteht aus vier Sätzen: einem lebhaften Allegro, einem sanften Andante, einem Menuett und Trio sowie einem energischen Finale. Das erste Allegro ist ein klassisches Sonatenformstück, das durch seine komplexe Struktur, den kontrapunktischen Einsatz der Themen und die brillante Instrumentation auffällt. Das Andante ist ein langsamer Satz mit einem lyrischen und empfindsamen Thema, das von den Streichern vorgetragen wird. Das Menuett und Trio sind ein elegantes und lebhaftes Tanzstück, das mit seinen schwingenden Rhythmen und dem abwechslungsreichen Thema Freude und Lebhaftigkeit ausstrahlt. Das Finale ist ein brillantes, schnelles und virtuoses Stück, das in seiner Komplexität und seiner Vielfalt an Themen und Instrumenten als Höhepunkt der Sinfonie vor Beethoven gilt. Dieses Finale (Molto allegro) gilt als Mozarts bedeutendster und kunstvollster Sinfoniesatz. Hier gewinnt erstmals in der Geschichte der Gattung der Finalsatz eine gleichgewichtige, wenn nicht gar eine übergewichtige Stellung gegenüber dem Kopfsatz.
Spieldauer: ca. 35 Min.




Christoph Prasser

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Letzte Aktualisierung: 28.04.2024 21:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn