Staatenhaus am Rheinpark, Saal 3

Ines

Katharina Schmitt | Regie
Foto: Merav Maroody
Katharina Schmitt | Regie
Foto: Merav Maroody

Oper in einem Prolog und fünf Bildern Libretto von Katharina Schmitt Uraufführung
Oper - Ondrej Adámek
Eine Liebesgeschichte und die Welt nach einer Atomkatastrophe

Inszenierung: Katharina Schmitt
Bühne & Kostüme: Patricia Talacko
Video: Rebecca Riedel

Personen der Handlung
E (Eurydike)
O (Orpheus)
Eine Ärztin
Drei Mädchen von Hiroshima
Chor

Ort und Zeit der Handlung
nach einer nuklearen Katastrophe

Zur Handlung
Es ist die Zeit am Ende der Periode, in der Menschen die Erde bevölkern, eine Atomkatastrophe hat die Erde nahezu zerstört. E ist gestorben und O ist über ihren Tod zutiefst verzweifelt, so dass er selbst zum Schatten werden möchte. Während O im Jetzt gefangen ist, geht E in der Endlosigkeit auf und zerfällt mehr und mehr. Eine Suche, das Halten einer Verbindung, der Wunsch nach Wiederkehr werden zu bestimmenden Elementen und die Frage nach der unendlichen Liebe wird zum größten, alles überragenden Topos. Das Kollektiv in der Katastrophe umrahmt die beiden Schicksale.

Zum Stück
Der vertraut klingende Name des Werks verweist unmittelbar auf die grundlegende Thematik des Stücks, ist es eben nicht ein weiblicher Vorname, sondern die Abkürzung für die Skala zur Bewertung von Atomkatastrophen (international nuclear and radiological event scale). Deren höchste Stufe sieben wurde bisher von den Ereignissen in Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 erreicht, jedoch ist dieser Schweregrad nach oben offen, was auch weitaus schlimmere Szenarien, wie auch das im Werk vorkommende, umfasst. Librettistin Katharina Schmitt und Komponist Ondrej Adámek stellen dieser endzeitlichen Katastrophe einen Mythos gegenüber, der die Überwindung von Endlichkeit durch Liebe und Gesang zum Inhalt hat. Der Orpheus-Mythos geht bereits auf die Antike zurück und berichtet vom Sänger Orpheus, der seine geliebte verliert und sie aus dem Hades befreien kann, in dem er hinabsteigt und durch seinen Gesang Hades überzeugen kann, ihm seine Frau zurückzugeben. Er scheitert jedoch an der Aufgabe, sich – egal was passiert – auf dem Weg an die Erdoberfläche nicht nach ihr umzudrehen. So verliert er sie ein zweites Mal. Das Künstler-Duo Schmitt/Adamék, deren zweites musiktheatrales Werk nun seine Uraufführung erlebt, nutzt diesen Mythos und lässt sich besonders von der Thematik der Stimme in einem vielleicht unendlichen Raum und einer vielleicht unendlichen Zeit inspirieren.

Zur Musik
Ondrej Adámek zählt zu den vielleicht gefragtesten Komponisten dieser Tage. 1979 in Prag geboren studierte er dort und in Paris und erarbeitete sich schnell einen Platz in der internationalen Komponistenszene der Gegenwart. Auftragskompositionen für renommierte Klangkörper wie das London Symphony Orchestra oder das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Aufträge für die Wittener Tage für neue Kammermusik oder das Festival in Aix-en-Provence sind nur einige Stationen im Schaffen des Komponisten, der nebenbei auch ein gefragter Dirigent ist. Die Klangsprache Adaméks ist von Farbigkeit und Vielfalt getragen. Der Atonalität verpflichtet, lässt er sich auf Einflüsse verschiedener Kulturen ein und verarbeitet diese in seinen Werken und entwickelt so eine eigene und unverwechselbare Klangsprache. Der Komponist hat dabei keine Angst vor den Extremen und spannt den Bogen zwischen dröhnenden Klanggewalten und feinster, kammermusikalischer Nuancierung. Dabei geht er auch immer wieder neue Wege und lotet auch experimentelle, auch performative Aspekte der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten aus. So ist sein eigenes installatives Musikinstrument „Airmachine“ immer wieder in seinen Kompositionen zu finden. Ein besonderes Augenmerk richtet der Komponist stetd auf die menschliche Stimme mit all ihren Ausdrucksmöglichkeiten. Da mag es nicht verwundern, dass gerade der Orpheus-Mythos in „Ines“ eine so große Rolle spielt. Adamek untersucht in seinen Werken immer wieder die Fähigkeiten der Stimme über einen „normalen“ Gesang hinaus, lässt sie summen, brausen, schnattern und bis zum Geraäuschhaften in nahezu artistischen Kapriolen in Erscheinung treten. Hierfür geht der Komponist auch über die Grenzen des Konzert-Settings hinaus und erarbeitet mit seinem Ensemble N.E.S.E.V.E.N. (Never Ending Searching for Exact Vocal Expression and Nuances) immer wieder neue Wege des Klangs in performativen oder installativen Situationen. In Ines verwendet Adamek ein reduziertes Orchester, wenige Solisten, arbeitet aber umfassend mit dem Chor, der zur klingenden Masse zum Tonuniversum wird, in dem sich der Eurydike in ihrer Endlichkeit immer mehr verliert.
Sebastian Jacobs

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Letzte Aktualisierung: 26.07.2024 21:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn