Genauso, nur anders - Theater Marabu - Kultur Nr. 177 - April 2023

Gemeinsam unterschiedlich sein

Was ist eigentlich dran an all den Klischees und gesellschaftlichen Zuschreibungen?
Kann man Erwartungen durchkreuzen und neue Möglichkeiten erkunden? Darum geht es in dem neuen Stück des Theater Marabu. Durch Glitzervorhänge stürmen zwei Personen den Raum, prallen aufeinander, rennen wieder raus. Eine Schauspielerin, ein Tänzer. Sie hat große ­Locken, er kleine. Sie ist schlank und hat weiße Haut, er ist ­muskulös und hat kakaobraune Haut. Die Zuschauerinnen und Zuschauer ­sitzen auf beiden Seiten der Spielfläche und werden von den Akteuren spielerisch direkt ins muntere Geschehen einbezogen.
Unter der künstlerischen Leitung von Tina Jücker (Regie) und Claus ­Overkamp (Dramaturgie) präsentieren Julia Hoffstaedter und Paul ­Davis Newgate die beiden Figuren in einer Art Battle-Show. Zugegeben: Bei seinen Breakdance-Nummern, inkl. Kopfpirouetten und mit waagerecht ­aus­gestrecktem Körper auf den Händen gehen, ist Davis unschlagbar. Aber Radschlagen kann Julia auch, und beim Händeschlagen-Spiel ist sie viel schneller. Aber muss es eigentlich immer Sieger geben? Müssen Mädchen Ferien auf dem Ponyhof machen und Jungs im Fußballcamp? Sind Menschen mit Brille intelligenter als die anderen? Sind Erwachsene ­stärker als Kinder? Letzteres geht hier bei der Probe eindeutig zugunsten der fröhlich mitmachenden Kids aus.
Wie wär’s mit einem Gegenteil-Tag? Rückwärtslaufen, das Kapuzenshirt verkehrt herum anziehen, die Sonnenbrille auf den Hinterkopf setzen und alle Namen umgedreht aussprechen. Macht großen Spaß! Julia und Davis tauschen versuchsweise mal die Klamotten und leihen sich witzig ihre Stimmen. Schon klar: „Ich bin nicht du!“. Kann man nicht einfach verschieden sein? Zum Beispiel Giraffe und Hase? Julia schwärmt vom langen Hals, durch den die Eiscreme im Sommer schön lange runterrutscht und Kühlung spendet. Davis erfindet flott eine große Tiere-Rate-Show. Lösungen werden hier natürlich nicht verraten. Nur so viel: Ein Känguru-Huhn ist möglich. Denn in jedem Geschöpf können viele Wesen stecken. Mit wechselnden Kostümen (fantasievolle Ausstattung: Regina Rösing) verwandeln sich die beiden Darsteller in immer neue Gestalten. „Sei wie du bist!“, lautet die Botschaft.
Genauso, nur anders ist eine Koproduktion mit dem Theater Bonn im Rahmen des Vermittlungsprojekts „Portal“ für junges Publikum und kann für Aufführungen in Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen gebucht werden. E.E.-K.
Empfohlen für Publikum ab 6 Jahren.
Spieldauer ca. 50 Minuten, keine Pause
Leider gibt es vorerst keine weiteren termine im Theater marabu

Eine schöne Nachricht noch zum 30. Geburtstag der Marabus: Ihre mobile Open-Air-Produktion „Master of Desaster“, die im Sommer 2021 ihre Premiere feierte und seitdem an vielen Orten unterwegs war, wurde als eine der bundesweit zehn besten Inszenierungen für junges Publikum ausgewählt für das Festival „Augenblick mal!“ Ende April in Berlin.

Montag, 01.05.2023

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