Funky Town - GOP Variete Theater - Kultur Nr. 176 - Februar/märz 2023

„Come on everybody, clap your hands!“

In der Show „Funky Town“, die am 11. Januar ihre Bonn-Premiere im GOP feierte, stehen Funk in all seinen Formen, Hip-Hop und Rap als Gute-Laune-Garanten im Mittelpunkt. Das Publikum soll barrierefrei mitfeiern können bei den „Urban grooves and moves“ – so der Untertitel des Programms.
Ein modernes Großstadtlebensgefühl vermittelt das minimalistische Bühnenbild von Sebastian Drozdz:?Vier Stellwände mit an Fenster erinnernden Öffnungen und Beleuchtung in der „obersten Etage“ symbolisieren Wolkenkratzer. Die vielen, in verschiedenen Winkeln aufgehängten weißen Rechtecke erinnern in ihrer Zweidimensionalität an frisch in die Luft gewirbeltes Konfetti: „Funk is in the town“.
Musikalisch führen das Hannoveraner Multitalent Robert Wicke alias „Drop Bert“ und der aus Barcelona stammende Musiker Fede Rimini durch die Show. Gemeinsam komponierten sie die Musik für die Produktion und sorgen auf einem Orchesterpodium links der Bühne für die passenden Grooves – wenn nicht gerade Rimini allein musikalisch die Stellung hält, während Wicke auf der Bühne die Artisten vorstellt, mit ihnen interagiert oder mit Jonglage- oder Zaubereinummern selbst als Artist auftritt. Beinahe gelingt es ihm, eine junge Frau aus dem Publikum vor rosafarbenem Bühnenlicht mit einem Strauß aus Jonglage-Keulen und einem Luftballon-Hund für sich zu gewinnen. Zu Wickes vielseitigen Talenten gehört auch das ­„Beatboxen“: nur mit dem Mund erzeugter Schlagzeug-Sound im Hip-Hop-Format. Seit seiner Jugend ist Wicke sowohl musikalisch als auch artistisch unterwegs. Nach dem ­Karriere­einstieg als Straßenkünstler fand er im Jahr 2004 den Weg ins Theater und auch zum Zirkus. Mit „Funky Town“ vereint er nun sein vielfältiges Können in einer Show als Regisseur, Musiker, Comedian und Artist.
Die „graue Eminenz“ der Inszenierung ist der „Godfather of Breakdance und Electric Boogie“ Kai Eikermann. Gemeinsam mit Wicke hat er die Regie in „Funky Town“ übernommen und tritt zudem selbst eher unprätentiös clownesk in Nummern als Hausmeister auf, wobei er „Meister Proper“ so sehr zum Verwechseln ähnlich sieht, das man ein Schmunzeln kaum vermeiden kann. Selbstironisch bringt er seine Körperfülle zum Einsatz, wenn unter Motorengeräuschen seine anfangs viel zu hoch sitzende Hose auf Normallevel sinkt. Eine „Staubsauger“-Zwischenszene geht bei ihm über in eine Comedy-Nummer mit buntem Federschmuck und Moonwalk. Was Eikermann tut, um sich gut getarnt in eine ganz andere Rolle zu begeben, sei an dieser Stelle nicht verraten, denn es ist die wohl überraschendste und lustigste Nummer der Inszenierung. Nur soviel: ­Eikermann kann einfach richtig gut tanzen, was man zunächst nicht vermutet. Er bezeichnet sich selbst als „ältesten Breakdancer Deutschlands“.
Natürlich darf in einer Show des GOP die Artistik nicht zu kurz kommen. Tut sie auch nicht – auch wenn in „Funky Town“ das Musikalische einen großen Anteil hat.
Die junge Äthioperin Habtamnesh Argaw fasziniert mit Handstandnummern und der originellen und rasanten Fußjonglage mit bis zu fünf glitzernden Kugeln in Bas­ketballgröße.
In lilafarbenem Licht und zunächst halb verborgen von Bühnennebel präsentiert sich Mareike Koch als elegante Trapezkünstlerin, der Drehungen, Handstände und Pirouetten in der Höhe mit großer Ausstrahlung gelingen.
Mit dem sie an Höhe überragenden Cyr-Rad als Bühnenpartner tritt ­Nadia Lumley auf. Ihr Können als Tänzerin bindet sie gekonnt mit ein, während das Rad fast ein Eigenleben zu haben scheint, wenn es sich auch losgelöst von der Künstlerin auf der Bühne bewegt.
Das Duo Spirit zeigt Partnerakrobatik mit originellen Tanz- und ­Wurf­figuren. Wie mit den Füßen magnetisch aneinander angedockt halten ­Luiza Vorontsova und Dmitrii Vinokurov sich beinahe waagerecht an Strapaten in der Luft.
Mit mitreißend guter Laune tritt Tori Boggs als Seilchenspringerin auf. Bereits seit ihrem fünften Lebensjahr hat sie sich diese Kunst zu eigen gemacht und gilt derzeit als Weltmeisterin des „Rope Skipping“. Sie präsentiert ihre Seilchen- und Handstand-Nummer als eine Art Boxkampf in mehreren Runden, aus dem sie als strahlende Siegerin hervorgeht.
Last not least stellt sich der in schüchterner Manier auftretende ­Monsieur Chapeau vor: Was als scheinbar einfache Balance-Darbietung mit einem Koffer und einer Rolle beginnt, artet aus zu einer atemberaubenden Rola-Rola-Nummer, während der ein Brett, weitere Koffer und immer mehr Rollen eingebunden werden und der Künstler als „Hochstapler“ in die Höhe steigt.
Die sehenswerte Show steht bis zum 26. Februar auf dem Spielplan. J.S.
Spieldauer ca. 2 Stunden, inkl. Pause

Samstag, 01.04.2023

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