Bookshop - GOP Varieté Theater - Kultur Nr.169 - März 2022

Bookshop
Foto: Ralf Mohr
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Irrer Buchladen

Buchläden können fesseln: Hier ein Phantasie anregendes Buch-Cover, da ein zum Kauf verlockender Klappentext, dort ein Titel, der Bilder im Kopf entstehen lässt, unbekannte Autoren neben solchen, die (schöne) Erinnerungen hervorrufen … und immer wundert man sich nach dem Verlassen dieser Stätte, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Wenn man „Book-Shop“, das neueste Varieté-Programm des GOP., besucht, dessen Uraufführung am Premierenabend beim Publikum für große Begeisterung sorgte, wundert man sich zum Schluss ebenfalls, wieso schon 90 Minuten vorbei sind – es war so viel los auf der Bühne: Akrobatik, Spaß, Musik, die Zeit verflog.
Man sieht Figuren aus Büchern, die man zu kennen glaubt – Momo und die Grauen Herren (die Zeitdiebe!), Romeo und Julia, Robinson, Rapunzel und die kleine Meerjungfrau bevölkern den wundervoll ausgestatteten Bühnen-Buchladen. Andere Wesen regen die Phantasie der Zuschauer(innen) an: „Der Tod und das Mädchen“ – Streichquartett ja, aber Buch? (Ja!) Und aus welchem Werk sind die ständig vorbeieilenden Postboten? Pablo Neruda? Und der Hai?
Varieté-Shows brauchen zur Verbindung der einzelnen Nummern entweder einen mehr oder weniger lustigen Conférencière (bzw. eine Conférencieuse) oder eine Rahmenhandlung, die ohne oder mit wenig Worten auskommt und auf die Phantasie der Zuschauenden setzt. Das geschäftige, nicht immer logischen Gesetzen folgende Treiben in diesem wunderschön dekorierten Book-Shop, kommt ohne viele Worte aus. Stattdessen werden die – wie immer im GOP. beeindruckenden – artis­tischen Darbietungen mit viel Musik des grandiosen TriOle (Sergej Sweschinskij, Adam Tomaszewski und Sergej Lukaschov ) sowie durch Mademoiselle Sonntag, die Ladenbesitzerin, verbunden. Das ist die großartige Amélie Demay, bekannt aus „La Luna“, die auch schon mal Gitarre im Kopfstand spielt oder zum Schluss eine beeindruckende Partnerakrobatik zu Tangoklängen mit ihrem Partner Michele Chen vorführt.
Akrobatik muss man staunend sehen, sie ist weniger geeignet zum Schreiben und Lesen. Trotzdem seien die Interpreten dieses schönen Programms vorgestellt:
Da taucht die Kanadierin Bekka Rose als Momo auf – natürlich umgeben und beobachtet von den „Grauen Herren” – und jongliert mit den Zeigern der Uhr. Wunderhübsch anzusehen.
Das französische Duo Frénésie (Bénédicte Petit und Simon Joubert) zeigt Luftakrobatik am „Chinese Pole”, in der Eleganz und Kraft eine Einheit bilden. Vielleicht der artistische Höhepunkt des Abends.
Der Auftritt der Belgierin Helena Jans lässt ein wenig das Gruseln aufkommen. Sie turnt an den Strapaten mit einem Skelett. Große Akrobatik mit einem mystischen Touch. Ungewöhnlich faszinierend. Eine Reminiszenz an die unkonventionelle britisch-australische Gruppe „Dead Can Dance”?
Gwenadou Schroeckleloeck – die schon in Grand Hotel gemeinsam mit ihren Eltern auftrat – beweist, dass der (wieder) trendige Hula Hoop-Reifen für Hochleistungsakrobatik geeignet ist, wenn man so mit ihm bzw. mehreren umgehen kann. Dazu das großartige Lichtdesign (Daniel ­Hensche): Traumhaft.
Alex & Vlad aus der Ukraine lassen Kraft zu Eleganz werden und die Schwerkraft als lächerlich erscheinen, wenn sie bei ihrer Bodenakrobatik („Ikarische Spiele”) unzählige Salti und Pirouetten aneinanderreihen.
Nicht unerwähnt bleiben darf Joel Baker. Der Absolvent des Clown Conservatory in San Francisco ist neben Mademoiselle Sonntag der zweite „rote Faden” der Show und taucht mit vielseitigen Fähigkeiten in immer neuen Rollen auf.
Fazit: Die von Sabine Rieck inszenierte Show „Bookshop” macht großen Spaß, lässt staunen und ist extrem kurzweilig. ubi
Spieldauer ca. 100 Minuten ohne pause

Dienstag, 01.03.2022

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