Bobby Darin - A Tribute - Kleines Theater - Kultur Nr.167 - Dezember 2021

Bobby Darin - a tribute
Foto: Patric Prager – die Prager Botschaft
Bobby Darin - a tribute
Foto: Patric Prager – die Prager Botschaft

Ein Leben als Show

Wer war dieser Bobby Darin? Viele seiner Lieder kennt man mit diversen Interpreten, aber der Name des amerikanischen Singer-Songwriters und begnadeten Entertainers ist hierzulande fast vergessen. Dabei stand sein 1959 veröffentlichter Hit „Mack the Knife“ sogar wochenlang in den deutschen Charts: Brechts/Weills legendärer ­Mackie Messer aus der Dreigroschenoper, herrlich swingend im Big-Band-Sound. nvergesslich bleibt auch „Beyond the Sea“ nach Charles Trenets „La mer“. Der Song lieferte 2004 den Titel zu Kevin Spaceys Verfilmung des kurzen Lebens des Musikers Robert Walden Cassotto, der sich Bobby Darin nannte.
Im Kleinen Theater hat der Regisseur und stellvertretende Theaterleiter Stefan Krause dem 1936 in Harlem/New York geborenen Star, der kurz am Showhimmel strahlte und 1973 in Los Angeles starb, die mitreißende musikalische Hommage Bobby Darin – A Tribute gewidmet. Die Ärzte hatten dem kränklichen Jungen mit dem angeborenen Herzklappenfehler allenfalls zwanzig Jahre prophezeit. Er brachte es mit seinem großen Talent, viel Energie und dem unerschütterlichen Willen zum Ruhm immerhin auf sieben­unddreißig.
„Das ist ihr Leben – gewesen“ heißt mit leicht makabrem Unterton die TV-Show, moderiert von MC Duck. Dirk Witthuhn spielt den eitlen, enervierend munteren Sprücheklopfer mit einem Haifischgrinsen im Gesicht, großen Showmastergesten und dem abgebrühten Charme eines routinierten Animateurs. Für jede gefühlt zwanzigmal wiederholte Pointe holt er sich mit geübter Armbewegung einen Tusch von der Band im Hintergrund und auf Kommando rauschenden Applaus vom Publikum. Tänzerisch und sängerisch phänomenal agiert er zudem noch. Bisweilen mischen sich aus dem Off der Regisseur und die Produktionsleiterin mit kleinen Warnungen ins Aufnahmestudio ein. Beispielsweise „Bobby findet seine Haare nicht“. Außerdem tickt Bobbys künstliche Herzklappe bedrohlich. Abstellen wäre freilich final, obwohl Bobby erklärt, seit seinem Tod nicht mehr zu rauchen.
„Life is live“ lautet MC Ducks Devise. Schließlich sind wir in einer Art Club der toten Popstars, die hier ihren postmortalen großen Auftritt zelebrieren sollen. Autor Krause hat dieses raffinierte Spiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit seinen Schauspielern geradezu auf den Leib geschrieben. Allen voran Intendant Frank Oppermann, der mit perfektem Hüftschwung, großartiger tänzerischer Beweglichkeit und vielseitiger Stimme dem jungen Bobby Darin nicht nur zum Verwechseln ähnlich erscheint, sondern auch noch von Swing bis Rock alle Gesangsgenres glänzend beherrscht. Vom frühen Hit „Splish Splash“ über „Eighteen Yellow Roses“ bis zum „Simple Song of Freedom“ reicht die musikalische Bandbreite. Garniert wird die Erzählung einer steilen Karriere mit amüsanten Anekdoten. Doch immer wieder blinkt der Booster: Es ist Zeit für die Sauerstoffmaske und die Beruhigung des schwachen Herzens.
Anna Bergman hat als Lotte Lenya, der Darin tatsächlich in New York begegnete und die ihn zu „Mack The Knife“ inspirierte, einen fabelhaften Auftritt und verkörpert verschiedene andere Frauen im bewegten Leben des Allround-Musikers. Hinreißend spielt und singt sie im kurzen Blümchenkleid insbesondere die Schauspielerin Sandra Dee, die Darin bei einem Filmdreh in Rom kennenlernte und heiratete. Bobby Darin, mittlerweile auf gleicher Ebene mit Frank Sinatra gehandelt und auch in Hollywood gefragt, stürzte ab, als sein Freund Robert „Bobby“ Kennedy 1968 ermordet wurde und vor allem, als er mit über 30 Jahren erfuhr, dass seine geliebte Schwester Nina in Wirklichkeit seine Mutter war und die Frau, die er für seine Mutter hielt, tatsächlich seine Großmutter. Diese Familien-Lebenslüge konnte er nicht mehr verkraften.
Dennoch: Die Show war sein Überlebens-Element. Unter der musikalischen Leitung von Theo Palm am Piano, mit Bernd Kistemann am Bass, Christoph Freier am Schlagzeug und Christoph Fischer mit Trompete und Flügelhorn wird daraus eine ebenso berührende wie unterhaltsame Theaterlegende. Enthusiastischer Premierenbeifall mit Standing Ovations. Eine Aufführung, die man nicht verpassen sollte! E.E.-K.

Spieldauer ca. 1¾ Stunden, inkl. einer Pause
Auf dem Spielplan bis 28.11.21

Mittwoch, 01.12.2021

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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024 18:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn