Dark Meadow Suite / Chronicles / Mosaic - Tanzgastspiel der Martha Graham Dance Company in der Oper - kultur 145 - April 2018

Tanzgeschichte vom Feinsten

Janet Eilber, seit 2005 künstlerische Leiterin der Company, erläuterte auf der Bühne der Oper selbst kurz die Bedeutung der Werke. Die Amerikanerin Martha Graham (1894 – 1991) war eine Ikone des modernen Tanzes. Ihr Einfluss auf die Bewegungsfomen des 20. Jahrhunderts ist kaum zu überschätzen. Kein Wunder also, dass die Karten für das Gastspiel aus New York sehr begehrt waren.
Für Dark Meadow Suite (1946) ließ Graham sich inspirieren von indianisch-mexikanischen Ritualen. Das zeigt sich auch in den raffinierten rotbraunen ­Kos­­tümen und der ausgeprägten Körperlichkeit dieser Ensemble-Choreografie. Das virtuos getanzte Stück über das Verhältnis zwischen Individuum und Gemeinschaft wirkte im besten Sinne zeitlos. Das sechsminütige weibliche Solo Ekstasis (1933) ist eine Rekonstruktion. In einem überlangen schillernden Kleid wirkt die Tänzerin wie eine Skulptur in Bewegung.
Faszinierend auch das rein weibliche, knapp halbstündige Triptychon Chronicles, uraufgeführt 1936 als Grahams Antwort auf die Einladung zu den Olympischen Spielen in Berlin, die sie aus politischen Gründen klar abgelehnt hatte. Am Anfang steht ein Solo in einem weiten schwarz-roten Kleid, das die Bewegungen zwischen Trauer und Wut unterstreicht. Schwarz gekleidete Tänzerinnen durchqueren langsam den Raum, einen Arm gestreckt zur Hüfte geführt, den anderen abgeknickt zum Kinn. In ihre immer schneller werdenden Aktionen mischt sich eine Frau ganz in Weiß wie eine fremde Göttin des Tanzes. ­„Pledge to the Future“ heißt die Schluss-Sequenz völlig überzeugend.
Neben der Pflege des historischen Repertoires sucht die Company auch neue Impulse. Ein gutes Beispiel dafür war vor der Pause das 2017 uraufgeführte Stück Mosaic des belgisch-marokkanischen Star-Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui, kreiert für die Graham Dance Company und inspiriert von der Energie und Sinnlichkeit des Nahen Ostens. Beeindru­ckend, wie da die besondere tänzerische Formsprache des Ensembles verschmilzt mit heutigem Ausdrucksvokabular. Insgesamt ein internationales Tanz-Highlight, das im Gedächtnis haften bleibt.
E.E.-K.

Donnerstag, 06.12.2018

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