Waxman, Franz (1906 - 1967)

Franz Waxmann
Foto: Philipp Hennecke
Franz Waxmann
Foto: Philipp Hennecke

kultur 115 - April 2015

Der Komponist, Dirigent und Arrangeur Franz Waxman, ursprünglich Wachsmann, wurde im oberschlesischen Ort Königshütte als jüngstes von sechs Kindern geboren. Als einziger in der Familie musikalisch begabt, erhielt er seit seinem siebten Lebensjahr Klavierunterricht. Auf Wunsch seines Vaters absolvierte er zunächst eine Banklehre und arbeitete zweieinhalb Jahre als Kassierer. Sein Gehalt nutzte er für den Unterricht in Klavier, Harmonielehre und Komposition. Zunächst in Dresden und später in Berlin studierte er Musik (Komposition und Klavier). Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Pianist in Nachtclubs und Varietés. Bei der Berliner Jazz Band The Weintraub Syncopators trat er als Arrangeur (s.u.) die Nachfolge Friedrich Holländers an. Dieser vermittelte Waxman an den Filmproduzenten Erich Pommer, für den er die Musik zu dem Film Der blaue Engel mit Marlene Dietrich arrangierte. Pommer, der Leiter der UFA Studios in Berlin, war davon so begeistert, dass er Waxman mit der Komposition der Musik für den Film Liliom von Fritz Lang beauftragte. 1934 reiste Waxman zusammen mit Pommer in die USA als Arrangeur für Jerome Kerns Music in the Air. Die Vereinigten Staaten blieben bis zu seinem Lebensende Wahlheimat. Waxmans erste Komposition für Hollywood war der Horror-Klassiker The Bride of Frankenstein (Frankensteins Braut, 1935) mit Boris Karloff; infolgedessen schloss er einen Zweijahresvertrag als Leiter der Musikabteilung von Universal ab. 1936 unterzeichnete Waxman einen siebenjährigen Kompositionsvertrag mit Metro-Goldwyn-Mayer. Während dieser Zeit entstand beispielsweise die Musik zu den Spencer Tracy-Filmen Captains Courageous und Dr. Jekyll and Mr. Hyde. 1943 wechselte Waxman zu Warner Brothers. Als erster Komponist erhielt er zwei Oscars für die beste Filmmusik in zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Jahren: Sunset Boulevard (1950) und A Place in the Sun (1951). Zwölf seiner insgesamt 144 Filmmusiken wurden für den Oscar nominiert. Waxman komponierte die Musik zu zahlreichen Filmklassikern, unter ihnen Prinz Eisenherz (1954), Das Fenster zum Hof (1954) oder Taras Bulba (1962) mit Yul Brynner und Tony Curtis.
1947 gründete er das Los Angeles International Music Festival, das er 20 Jahre lang leitete. Dort gelangten Werke von u.a. Strawinsky, Schönberg und Schostakowitsch zu ihrer Uraufführung. Darüber hinaus war Waxman Gastdirigent europäischer und amerikanischer Symphonieorchester und er komponierte Musik für den Konzertsaal. Seine Carmen Fantasie für Violine und Orchester (ursprünglich für den Film Humoresque) wurde von Jascha Heifetz für RCA eingespielt. Dieses Werk gehörte jahrzehntelang zu den beliebtesten Virtuosenstücken für Solo-Violine.
Die Overture for Trumpet and Orchestra verwendet Themen aus The Horn Blows at Midnight. Weitere Werke für den Konzertsaal sind die Sinfonietta for String Orchestra and Timpani, der Liederzyklus The Song of Terezin sowie das Oratorium Joshua. Konzertant aufgeführt lassen viele seiner Partituren ihre ursprüngliche filmische Zweckbestimmung vergessen.

Wie die meisten anderen Hollywoodkomponisten seiner Generation verfügte Waxman über ein ausgezeichnetes musikalisches Handwerk. Ein besonderes Talent besaß der Komponist in der musikalischen Unterlegung des Dialogs, dem sogenannten Underscoring. Waxman war in seinen Filmmusiken vor allem an der sinfonischen Gesamtstruktur des Werkes gelegen. Er integrierte sowohl Jazzidiome als auch romantische Sinfonik, in der Filmmusik zu The Nun’s Story (1958) auch Zwölftontechnik. Die Musik zu dem Hitchcock-Film Rebecca (1940) hielt Waxman selbst für eines seiner besten Werke. Dafür bekam er auch eine Oscarnominierung.
Waxman komponierte die Metro-Goldwyn-Mayer-Fanfare, die jeden Film des Studios eröffnete.
Für sein Lebenswerk erhielt Waxman das Bundesverdienstkreuz. Der Komponist war Ehrenmitglied der Gustav-Mahler-Gesellschaft und das Columbia College verlieh ihm einen Ehrendoktor.

Bereits mit 60 Jahren starb Franz Waxman in Los Angeles an den Folgen einer Krebs-Erkrankung. E.H.


Hörtipps:
- Rebecca, Slovak Radio Symphony Orchestra, Adriano, Naxos.
- Joshua, Maximilian Schell (Erzähler), Rod Gilfry, Ann Hallenberg, Prague Philharmonia & Prague Philharmonic Chorus, James Sedares, Deutsche Grammophon.

Donnerstag, 10.09.2015

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