Aleatorik

kultur 94 - März 2013

Dieser Begriff (von lat. alea = Würfel, Zufall) bezeichnet im Bereich der Musik zunächst in der Elektronik „Vorgänge, deren Verlauf im groben festliegt, im einzelnen aber vom Zufall abhängt“ (Meyer-Eppler/Eimert, 1955). Als Folge der seriellen Musik meint Aleatorik eine musikalische Form, die mit Wahlfreiheiten des Interpreten auf verschiedenen Ebenen und in gewissen Grenzen rechnet (Boulez, Aufsatz Alea, 1957). Boulez‘ Verständnis von Aleatorik meint einen kompositorisch kontrollierten Zufall: „Das Werk [muss] eine gewisse Anzahl möglicher Fahrbahnen bieten, und zwar vermittels sehr präziser Vorkehrungen, wobei der Zufall die Rolle einer Weichenstellung spielt, die im letzten Augenblick eintritt.“
Ein Beispiel dafür ist auch Stockhausens Klavierstück XI, dessen Teile in zufälliger Reihenfolge erklingen sollen, wobei Tempo, Lautstärke und Anschlagsform jeweils am Ende des vorangegangenen Teiles notiert sind. Diese Art von Aleatorik gab es bereits zu früheren Zeiten, so in dem ­Mozart zugeschriebenen Musikalischen Würfelspiel, bei dem Walzertakte mit zwei Würfeln beliebig zusammengewürfelt wurden.
Die Einbeziehung von Zufallsoperationen in den kompositorischen Prozess findet sich bei John Cage als universelles Verfahren. Seine Vorstellung von Aleatorik geht so weit, dass der Komponist seinem eigenen Werk, dessen Erscheinungsform er nicht kennt, als Rezipient gegenübertritt. Cages sogenannte „experimentelle Musik“ wird daher von einigen Autoren aus dem Aleatorikbegriff ausgeschlossen. E.H.

Dienstag, 25.02.2014

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