Theatergemeinde BONN

Kunst- oder Volkslied

Klaviermusik
Foto: pixabay / stevepb

Vortragsreihe zum Genre "Lied"
Seminar - Dr. Benedikt Holtbernd

Das Kunstlied ist zum Inbegriff der hohen und abgehobenen Kunst geworden, die nicht für jeden mehr zugänglich erscheint. Man gehört zur heiligen Gemeinde der begnadeten Musikliebhaber. Aber war das auch die Absicht der Komponisten? Das Klavierlied, also der mit dem Klavier begleitete Gesang, entstand aus dem Volkslied heraus. In seiner Entstehungszeit wurde das Kunstlied auch wiederum zum Volkslied, das von allen auch gesanglich ungebildeten Menschen gesungen wurde. Bereits mit Schubert löste sich in Deutschland die unmittelbare Verbindung und das Kunstlied wurde zunehmend zu einer Gattungserscheinung im deutschen Sprachraum. Die italienischen Canzonen beispielsweise lehnten sich mehr an die Oper an. Das Genre des reinen Liederabends im Konzertsaal entstand. Erst Ende des 19. Jahrhunderts und intensiver im 20. Jahrhundert werden auch in anderen europäischen Ländern und in Amerika Kompositionen im Bereich des Kunstliedes geschrieben. Die Entwicklung des Liedes wird im Seminar an verschiedenen Knotenpunkten nachgezeichnet.

Die Themen der Sitzungen sind:
1. Das Kunstlied von Franz Schubert zwischen Volkslied, Kunstlied und Ballade
2. Das Kunstlied als eigene Welt bei Robert Schumann
3. Der Versuch der Rückbindung des Kunstliedes an das Volkslied bei Brahms
4. Die spezielle Kunst der kleinen Form als Antithese zum Bombast von Wagners Musikdramen bei Hugo Wolf
5. Die Unsicherheit gegenüber der deutschen Form des Kunstliedes bei Debussy, Poulenc und Vaughn Williams ungetrübtere Besinnung auf die eigene englische Geschichte des Bardengesangs
6. Das Lied in übersteigerter Form der Virtuosität und als Kultvehikel vokal extrovierter Klangexperimente bei Aribert Reimann, Wolfgang Rihm u. a.

Der Referent:
Dr. Benedikt Holtbernd studierte Musikwissenschaft und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte über "Die dramaturgischen Funktionen der Musik in den Schauspielen Goethes". Gleichzeitig studierte er Gesang. Er war Dramaturg, Pressesprecher, Künstlerischer Betriebsdirektor und Operndirektor an verschiedenen Theatern von der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg, über das Stadttheater Bern, die Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach bis hin zur Sächsischen Staatsoper Dresden, Semperoper. In Bonn war er Künstlerischer Geschäftsführer des Deutschen Musikrates. Er ist als Musikmanager international tätig.

Termine: 1., 8., 15., 22., 29.April sowie 6. Mai 2025 (6-mal dienstags von 16 Uhr - 17.30 Uhr)