Scharer, Whitney: Die Zeit des Lichts

Die Zeit des Lichts
Foto: Klett-Cotta
Die Zeit des Lichts
Foto: Klett-Cotta

kultur 161 - Dezember 2019

Kennen Sie Man Ray? Oder Lee Miller? Nein?
In einer Zeit, als nicht schon alles erfunden war, war Man Ray ein berühmter Fotograf (oder wurde es). Lee Miller war viel jünger als er, war sehr schön, ein Model in Amerika, die plötzlich selbst fotografieren wollte. Sie ging nach Paris, um bei Man Ray zu lernen. Er verfiel ihrer Schönheit und ihrem Charme, sie wurden ein Paar und, irgendwann auf Augenhöhe, auch Partner in ihrer Kunst. Als er sie verriet, ihre Arbeit unter seinem Namen preisgekrönt wurde, verließ sie ihn. Ihr Werk war ihr wichtiger als er, und sie verzieh ihm nie. Sie machte sich selbstständig, wurde Kriegsberichterstatterin, fotografierte die Gräuel der Nazi-KZs nach der Befreiung und heiratete später den Direktor eines Museums in London, das 1974 eine Ausstellung des Künstlers Man Ray zeigt. Er ist alt und krank und sitzt im Rollstuhl, sie sehen einander nach vierzig Jahren wieder – und da schließt das Buch.
Lange vorbei sind die Golden Twenties, ist die Zeit ihrer Liebe und gegenseitigen Besessenheit. Die Zeit, in der ­Picasso anfing zu malen, Hemingway zu schreiben, Cocteau Filme zu machen – und die Zeit, in der alle einander kannten in Paris, als die Stadt der Mittelpunkt der Kunst-Welt war.
Es ist der erste Roman der Autorin und man glaubt, wenn man ihn liest, die junge Heldin habe ihn selbst geschrieben, so sehr identifiziert Scharer sich mit ihr, zeichnet Liebe und Sehnsucht, Hoffnung und Enttäuschung. Lee Miller wird lebendig und unvergesslich.

Whitney Scharer
Die Zeit des Lichts
Aus dem Englischen von Nicolai von Schweder-Schreiner
(Orig.: The Age of Light)
Klett-Cotta,
2. Druckaufl. 2019,
392 Seiten,
gebunden
mit Schutzumschlag,
22 €.

Mittwoch, 08.01.2020

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