Good Game Gretel - Theater Marabu - kultur 158 - Juli 2019

Good Game Gretel
Foto: Ursula Kaufmann
Good Game Gretel
Foto: Ursula Kaufmann

Märchenfiguren für die Generation E-Game

Sie sind mit Computer und Internet aufgewachsen und sehen aus wie Bildschirmgeschöpfe. Hänsel und Greta mit weißblonden Pagenkopf-­Perücken und Turnschuhen mögen nicht nach Hause. Die Eltern sind sowieso nie da und kennen ihre Kinder kaum noch. Also bekommen die beiden von einer Computerstimme Eigenschaften zugewiesen und wandern in einen virtuellen Wald, überwinden Hindernisse und erobern sich von Level zu Level neue Handlungsspielräume. Die Inszenierung von Christina Schelhas hält das Ganze vergnüglich in der Schwebe zwischen realen Erfahrungen, alten Märchen und fremdgesteuerten Abenteuern. Ausstatterin Barbara Lenartz hat dafür ein Bühnenbild geschaffen, das die leere Wohnung in einen Fantasieort mit sprechenden Spiegeln, einem Wolf auf dem Weg zu Rotkäppchens Großmutter, einem Knusperhaus samt Gefängnisgitter und Hexenofen verwandelt und wo auch rappende Zwerge viel Spaß machen.
Okay, Hänsel (Henning Jung) hat als Spieler nicht das große Los gezogen: unerfahren, ein bisschen chaotisch. Seine große Schwester Greta (Alina Rohde) darf dagegen planvoll agieren, bekommt als Minus jedoch das Prädikat Heulsuse. Die beiden Performer schaffen es freilich perfekt, sich durch alle Herausforderungen zu zappen und am Ende viele Probleme erfolgreich zu lösen.
Natürlich steckt hinter all diesem spielerischen Witz auch ein ernster Grund. Die Schauspielerin Alina Rohde hat im Rahmen ihres NRW-­Stipendiums für freie Kinder- und Jugendtheater für die neue Marabu-Produktion eine Menge Recherche-Material gesammelt zur „Tagesobdachlosigkeit von Kindern“. Die werden im 21. Jahrhundert üblicherweise nicht mehr mit ein bisschen Brot im finsteren Wald ausgesetzt, aber gern einsam im Mediendschungel. Große Konzentration im ­Zuschauerraum bei der besuchten Schulvorstellung und viel Applaus.
Das Stück bleibt wie etliche andere im Repertoire. E.E.-K.

Spieldauer ca. 1 Stunde, keine Pause
Die nächsten Vorstellungen: 3.11. // 5.11. // 6.12.19
Empfohlen für Publikum ab 11 Jahren.

Donnerstag, 05.09.2019

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