Saller, Tom: Wenn Martha tanzt

Wenn Martha tanzt
Foto: List-Verlag
Wenn Martha tanzt
Foto: List-Verlag

kultur 153 - Februar 2019

Es ist der Debutroman eines Kölner Psychotherapeuten.
Martha ist aus Hinterpommern, gerade 101 Jahre geworden. Sie lebt in New York und ist seine, Toms, Urgroßmutter; jedenfalls glaubt er das. Er hat gerade auf dem Dachboden seines Elternhauses ein Tagebuch gefunden, das Martha gehörte, in das die berühmten Künstler des Bauhauses – Schlemmer, Klee, Kandinsky, u. a. – Bilder, Zeichnungen und Texte für und an Martha geschrieben und gemalt haben. Damals, als sie noch nicht berühmt waren und das junge Mädchen aus dem fernen Pommern als eine der ersten Frauen am Bauhaus in Weimar studierte. Sie wollte tanzen, nach der Musik, die nur sie hörte. Sie lernte Gropius und Itten kennen, die beiden Chefs, aber sie brach plötzlich alles ab, kehrte mit einem Kind (seiner Großmutter Hedi?) zurück in die Heimat und heiratete ihren schlichten schweigsamen Jugendfreund.
Dann nahm das 20. Jahrhundert seinen Lauf mit Nazis und Krieg und Flucht – das Tagebuch bricht dort ab. – 70 Jahre später, in New York, ist es bei der Versteigerung bei Sotheby’s 45 Millionen Dollar wert, wegen der Zeichnungen der inzwischen weltberühmten Künstler. Tom reist nach New York, und er trifft auf Martha, die anonym ihr Tagebuch ersteigert hat und ihm nun, 101 Jahre alt, ihre – und seine – Geschichte erzählt. Die ist so überraschend, so interessant und spannend, dass ich sie Ihnen zu lesen empfehle.
Tom Saller ist mit seinem ersten Buch ein Roman gelungen, der berührt und in seiner dreifachen Erzählweise ganz neuartig wirkt. Er schreibt emotionslos und trifft alle Gefühle, und der Verlag hat Recht, wenn er es eine „Jahrhundert-Geschichte“ nennt.

Mittwoch, 31.07.2019

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.



Letzte Aktualisierung: 28.03.2024 19:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn