The Beginning of Nature - Gastspiel Australian Dance Company - Oper Bonn - kultur 153 - Februar 2019

Faszinierende Metamorphosen

Gleich drei „Highlights des internationalen Tanzes“ begeisterten das Bonner Publikum im Dezember und Januar. Den Anfang machte die in Adelaide beheimatete Australian Dance Company. Das 1965 gegründete Ensemble steht seit knapp zwei Jahrzehnten unter der künstlerischen Leitung von Garry Stewart. Er ist bekannt für seine multidisziplinären Arbeiten und sein unverwechselbares Tanzvokabular. Sehr sinnlich, sehr athletisch und bildkräftig. Allein wie die insgesamt neun Tänzerinnen und Tänzer ihre Arme aufeinanderlegen und zu fließenden Wellenbewegungen formen, oder wie sie als vielgliedriger Organismus immer neue Körperkonstellationen bilden, ist von atemberaubender Präzision.
Es geht um den Rhythmus der Natur, der Tages- und Jahreszeiten und der Verwandlungen in einem fragilen Kosmos in dem Stück The Beginning of Nature. In einem von einem schwarzen Ring umschlossenen hellen Lichtkegel beginnt das Leben auf der Bühne. Die minimalistische Musik des Komponisten Brendan Woithe setzt dynamische Akzente. Die zugespielten feinen Streicherklänge des Zephyr-Quartetts suggerieren Wind und Wasser. Live ist der Auftritt der beiden opernerfahrenen Sängerinnen, die ihre großen Stimmen einer fast verschwundenen Sprache leihen: Kaurna ist kulturelles Eigentum eines Aborigines-Stammes aus der Gegend um Adelaide. Kritik an der ­historischen Kolonisierung und an der drohenden ökologischen Zerstörung unserer Welt schwingen durchaus mit in der eindrucksvollen Show.
Ein entwurzelter Baum wird herumgetragen, Steine rollen über den Boden.
Allerdings moralisch unaufdringlich in einer sensiblen Mischung aus klassischen und zeitgenössischen Tanzfiguren, wo sich Breakdance-Elemente kreuzen mit virtuoser Akrobatik, traumverlorenen Pirouetten und einem fast endlosen Kuss. Und immer wieder mit eigenartigen Ritualmotiven, die jedoch ohne plakative folkloristische Anmutung die Hoffnung auf kreative Verwandlungen beschwören.
Nach rund 90 pausenlosen Minuten beglückt inspirierter, langer Beifall im ausverkauften Opernhaus. E.E.-K.

Mittwoch, 31.07.2019

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