Modick, Klaus: Keyserlings Geheimnis

Keyserlings Geheimnis
Foto: Kiepenheuer und Witsch
Keyserlings Geheimnis
Foto: Kiepenheuer und Witsch

kultur 152 - Januar 2019

Klaus Modick lüftet das Geheimnis erst ganz am Schluss seines neuen, nur 233 Seiten starken Buches über den kurländischen Grafen Eduard von Keyserling.
Der war der zweite Sohn der Familie. Der Erstgeborene erbte alles, die sechs (!) Töchter mussten verheiratet werden. Dem zweiten Sohn blieb die Wahl zwischen Militär und Studium, in jedem Fall waren ewige Schulden vorprogrammiert.
Über Eduards „Geheimnis“, den Skandal in Dorpat, schwieg man diskret in Adelskreisen – oder sah darüber hinweg. Na ja, der junge Mann verschwand ja nach Wien und später nach München, und er verkehrte im Künstler-Milieu und war in jeder Weise weit entfernt von den heimatlich-kurländischen konservativen Kreisen.
Eduard neigte zur Literatur und kam auch wirklich zu einer gewissen Berühmtheit durch das Verfassen von Theaterstücken und Romanen. Sein Malerfreund Lovis Corinth malte ihn in einem Sommer am Starnberger See, wo sich eine illustre kleine Gesellschaft im Jahre 1901 zur Sommerfrische traf. Eduard war hässlich und gezeichnet durch die Syphilis, aber er war sehr freundlich und beliebt, und die Quecksilber-Therapie half … Während der Porträt-Sitzungen erkundigte sich Corinth hartnäckig nach der Vergangenheit des Grafen, nach dem Skandal, bekam aber keine klaren Antworten und das Geheimnis blieb gewahrt.
Was das Buch so lesenswert macht, ist Modicks Sprache. Er beschreibt diese inzwischen vollkommen versunkene Welt, macht sie lebendig und sichtbar und stimuliert zur Keyserling-Lektüre. Es ist Klaus Modick, der Sätze schreibt wie: Vor dem Fenster seufzten die Bäume im Tauwind, der den Frühling mitbrachte … Oder: Der Sommerdunst eines Juninachmittags schimmert über der Stadt ...
Lesen Sie selbst, es lohnt sich ...


Klaus Modick
Keyserlings Geheimnis
Kiepenheuer&Witsch, 3/2018,
240 Seiten, gebunden,
20,00 €

Mittwoch, 30.01.2019

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