Sie haben es geschafft, bitte legen Sie nicht auf - Theater Die Pathologie - kultur 152 - Jan. 2019

Bitte legen Sie nicht auf
Foto: Theater Die Pathologie
Bitte legen Sie nicht auf
Foto: Theater Die Pathologie

Quietschfidele Grufties

Es gibt ein Leben nach dem Tod. Jedenfalls im Theater die Pathologie, wo Ende November die Komödie „Sie haben es geschafft, bitte legen Sie nicht auf …!“ ihre Uraufführung erlebte. Es ist das Autorendebüt der in Bonn arbeitenden französischen Schauspielerin Virginie Cointe, hier bekannt aus mehreren frankophonen Produktionen des Euro Theater Central. Ins Deutsche übersetzt hat es ihr Gatte Johannes Prill und zusammen mit der Verfasserin auch inszeniert.
Im Jenseits, genauer auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise, geht es offenbar recht fröhlich zu. Auf der Bühne liegen allerhand Kleidungsstücke und leere Rotweinflaschen herum. Relikte der wilden Allerheiligenparty mit Petit Fours aus dem Sarg der tausend Köstlichkeiten, wie der ziemlich verkaterte Edouard zugibt. Schon vor seinem Ableben durch Leber­zirrhose war der ehemalige Philosophielehrer ein lebenslustiger Genießer. Jetzt im Familiengrab kann er endlich seinen Hang zu Frauen, edlen Tropfen, gutem Essen und Unordnung selig ausleben. Ganz ungestört von seiner strengen Gattin Marguerite, der er folglich noch viele schöne Jahre vor ihrer Beerdigung wünscht. Gerd Rustenbeck spielt den charmanten Chaoten, der seine Bridge-Leidenschaft teilt mit seinem verstorbenen Nachbarn und ehemaligen Kollegen Albert. Der ist – höchst sympathisch verkörpert von Michael Policnik, der gern mit seinem Akkordeon für Stimmung sorgt – auch kein Kind von Traurigkeit. Monty Pythons Always Look on the Bright Side of Life ist sein Lieblingssong.
Smartphones und ein Jenseits-Netz haben sie auch. Der Transit von draußen ist perfekt organisiert: „Bitte habe Sie einen Moment Geduld, der nächste freie Mitarbeiter ist gleich für Sie da.“ Daher auch der leicht kryptische Stücktitel.
Geleitet von guten Geistern erscheint also leicht verwirrt der Mittdreißiger René (Malte Müller), bis vor kurzem noch Impresario eines Unterhaltungstheaters. Im Gegensatz zu den munteren Herren im lässigen Outfit erfahrener Mausoleums-Bewohner noch im feinen Business-Anzug. Den Friedhofsplan für Neubürger hat er schon, Edouard und Albert empfehlen ihm gern das vorzügliche Restaurant „Requiem“ und die Drinks in der angesagten Bar „Krematorium“ für einsame Seelen. Unterwegs hat René bereits Charles Aznavour getroffen und möchte ihn gleich unter Vertrag nehmen.
Das friedliche Beisammensein wird indes empfindlich gestört durch die Nachricht, dass Marguerite gerade im Koma liegt und sich ins Jenseits aufmacht. Was jetzt gar nicht geht, weil Edouard und Albert trainieren müssen für ein bevorstehendes Bridge-Turnier. Zur Ablenkung muss die attraktive Friseuse Sandra (soeben gewählt zur Miss Lachaise) herhalten. Die junge Svenja van der Hagen spielt sie ebenso reizend wie ihre Rolle als widerwillige Sekretärin Clothilde und taucht schließlich auch als Edouards unlustige Witwe auf. Die fand den Service beim Transit schon unterirdisch, hebt mit spitzen Fingern die stinkenden Socken auf und ist selbst mit dem beliebten Getränk „Tote Tante“ nur zeitweilig zu beruhigen. Nahtod-Erfahrung hin und her: Sie soll aus der Gruft zurück auf die Intensivstation. Verraten sei nur: Die zuverlässig verstorbenen Herren auf Lebensretter-Mission dürfen ihren Einzug ins Bridge-Finale feiern. Und bei so viel dies- oder jenseitigem französischem Humor mit leicht makabrer Duftnote macht das keineswegs leichenblasse Treiben verdammt Spaß. Fand auch das animierte Publikum bei der ausverkauften Premiere. E.E.-K.

Spieldauer ca. 80 Minuten, keine Pause
Die nächsten Vorstellungen:
4.01. // 5.01. // 26.01. // 27.01. // 14.-17.02.19

Mittwoch, 30.01.2019

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