Highlights - GOP Varieté-Theater - kultur 147 - Juni 2018

Martin Quilitz
Foto: GOP Varieté-Theater
Martin Quilitz
Foto: GOP Varieté-Theater

Kraft und Anmut

Namen von Shows sind ja immer so eine Sache.
Highlights, der Titel der neuen Show im GOP Varieté-Theater, klingt ein bisschen nach „Zusammenfassung“ und lässt die Frage aufkommen, ob die bisherigen und die kommenden Shows im inzwischen kultigen GOP ohne Highlights waren bzw. sein werden. Womit man zumindest den bisherigen Shows unrecht tun würde.
Auch wenn also der Titel nicht gerade ein großer Wurf der Kreativabteilung von GOP showconcept ist, das Programm wartet durchaus mit Höhepunkten auf und bietet Newcomer und erfahrene Künstler in der mal mehr mal weniger kurzweilig von Martin Quilitz moderierten Show.
Der Schweizer Kris Kremo ist eine Legende, der Grandseigneur der ­Jong­leur-Branche. Seine Weltkarriere als Solo-Jongleur begann Kremo, nachdem er fünf Jahre gemeinsam mit seinem Vater und Lehrmeister aufgetreten war, am 1. Februar 1975 im Zirkus Krone in München. Zwei Mal wurde er danach in Las Vegas zum „Entertainer of the Year“ gewählt! Der inzwischen 67-jährige spielte im „Lido“ in Paris und mehrfach beim Zirkusfestival in Monte Carlo, zuletzt im Januar 2016. Eleganz und (scheinbare) Leichtigkeit prägen seinen Auftritt.
Diese scheinbare Leichtigkeit der Darbietungen verblüfft auch bei weiteren Nummern dieser Show. Die 30-jährige Linda Sander turnt und tanzt am Vertikalseil – Kraft und Anmut verschmelzen hier in Perfektion. Narendra Rameshrao Gade zeigt vollendete Körperbeherrschung am 2,50 m hohen indischen Teakholz-Pfahl.
Auch wenn man schon viele Cyr-Nummern (ähnlich dem Rhönrad) gesehen hat, der erst 25-jährige Kanadier Gabriel Drouin ­be­geistert mit enormer Kraft und hoher Geschwindigkeit bei seinem Programm. Dass sein stählerner Reifen ca. 20 Kilo schwer ist, vergisst man nach wenigen Sekunden.
Frau Bonse und der Michael bringen die gute alte Tradition der Musik-Clowns zurück auf die Bühne – wobei Michael die Variante des „Spuck-Instruments“ einführt. Seine auf einen selbst gebauten Klangkörper geworfenen und ­ge­spu­ck­ten (!) Tischtennis-Bälle lassen die „Freude schöner Götterfunken“ genauso erschallen wie „We will rock you“. Herrlich schräg.
Bliebe noch ein besonderes Highlight zu erwähnen: Die 61-jährige Naima Rhyn Rigolo schafft es, dass 300 Menschen 10 Minuten lang mucksmäuschenstill (und viele mit offenem Mund) sind und der Entstehung eines Mobiles aus einer Feder und 13, immer größer werdenden, Palmästen zuschauen. Wenn man eine Definition für Konzentration und Achtsamkeit bräuchte … Dass am Ende das Entfernen der kleinen Feder das fast bühnenüberspannende Mobile zum Zusammenfallen bringt, ist zudem eine schöne Symbolik.
Dass Martin Quilitz mit einer missratenen Joe-Cocker-Parodie ein überflüssiges Ende setzt, trübt den gelungenen Abend nur für einen Moment – eine besuchenswerte Show bleiben diese Highlights auf jeden Fall! ubi
Die gut zweistündige Show läuft noch bis zum 24.06.18

Dienstag, 15.01.2019

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