Bonjour Kathrin - Kleines Theater Bad Godesberg - kultur 146 - Mai 2018

Bonjour Kathrin
Foto: Kleines Theater Bonn
Bonjour Kathrin
Foto: Kleines Theater Bonn

Musikalische Weltreise

Die Zeit, in der Caterina Valente die deutschen Hitparaden stürmte, ist schon eine Weile her. Das Publikum von damals reist nun auf riesigen Kreuzfahrtschiffen herum, die glatt eine ganze Kleinstadt beherbergen können. New York ist nur noch ein paar Flugstunden entfernt, Paris ­höchs­­tens einen Katzensprung. Bonjour Kathrin hieß eine deutsche Filmkomödie aus dem Jahr 1956. Die Hauptrollen spielten Caterina Valente, ihr Bruder Silvio Francesco und Peter Alexander. Mit Ganz Paris träumt von der Liebe nach einem Song von Cole Porter hatte die 1931 in Paris geborene italienische Sängerin bereits 1954 den deutschen Markt im Sturm erobert. 1957 erhielt sie im deutschen Fernsehen ein eigenes Format Bonsoir, Kathrin, die erste musikalische Personality-Show der ARD überhaupt. Die Musikshow Bonjour Kathrin, jetzt im Kleinen Theater Bad Godesberg zu Gast, ist eine liebevolle Hommage an die vielseitige Künstlerin, die als Zirkuskind aufwuchs und zum polyglotten Weltstar avancierte und viel mehr konnte als Schlagersingen.
Die an der Folkwanghochschule Essen klassisch ausgebildete Sängerin und gefragte Musicaldarstellerin Claudia Schill und ihr Bühnenpartner Klaus Renzel imitieren ihre Vorbilder nicht und präsentieren auch keine biographische Erzählung. Ein paar Stationen und Anekdoten aus dem Leben der Caterina Valente, aber vor allem liegt Musik in der Luft. Und ein bisschen Sehnsucht nach der Fernweh-Welt des vergangenen Jahrhunderts. Mit dem Programm ist das Team tatsächlich auf diversen Traumschiffen unterwegs. Das Premierenpublikum im Kleinen Theater zeigte sich jedenfalls erstaunlich textsicher bei Hits wie Malaguena und Spiel noch einmal für mich, Habanero.
Natürlich sollen alle mitswingen und -klatschen bei der schwungvollen Revue mit hübsch eingeblendeten alten Plakaten im Hintergrund. Claudia Schill – vor der Pause im schicken roten Tupfenkleid, danach im eleganten schwarzen Ball-Outfit der happy Fifties – hat mit ihrer großen mikroverstärkten Stimme von Jazz bis Rock’n Roll, Bossa Nova und Schlagerseligkeit alles perfekt in der Kehle, beherrscht jedes passende Idiom, greift auch zur Gitarre und führt höchst charmant durch die spielerisch recht unterhaltsame Reise von Istanbul bis Hawaii.
Für eine gehörige Prise frischen Humors sorgt das quirlige Multitalent Klaus Renzel mit diversen Instrumenten. Er tanzt ungemein witzig den „Peppermint-Twist“, pappt sich allerhand Rhythmus-Requisiten auf die Glatze, bringt sogar eine Nasenflöte ins Spiel und zaubert aus einer E-Gitarre sogar eine Miniversion für einen temperamentvollen Flamenco. Singen kann er zudem, ebenso wie Ekkehard Meister, der am Piano und gelegentlich noch mit der Melodika quietschfidel den Retro-Spaß belebt. Der vielseitige Musiker und Komponist lehrt an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig und wird nicht bei allen Bonner Vorstellungen mitwirken. Für den Part gibt es aber noch zwei andere ebenso versierte musikalische Mitspieler.
Sag mir quando… haben sie zum Schluss noch mal in eine Godesberger Serenade verwandelt mit einer kleinen Hymne auf den Prinzipal Walter Ullrich. Bei Ciao, Bambina gibt’s Kleenex-Tücher zum Abschiedswinken.
Der köstliche Rückblick auf die gute alte Zeit funktioniert mit leichter Ironie, ein paar überraschenden Funken und musikalischer Energie recht vergnüglich. Vom unverschämten Biss der Familie Malente, die das his­torische Feld ebenfalls beackert, ist das jedoch einige Lichtjahre entfernt. Munterer Beifall auch für den langjährigen Haustechniker Lutz Arkenberg, der vor dem Theater die Bäume noch mal mit einer neuen Frühlings-Lichtinstallation ergrünen lässt. Empfehlenswert für internationale Nostalgiker*innen, die gern auch mal auf dem Rhein zwischen Erpel und Plittersdorf zu Schiff unterwegs sind. Der Spielplan des Kleinen Theaters für die letzte Saison unter der Intendanz von Walter Ullrich bis zum Sommer 2019 ist schon fertig, wir stellen ihn Ihnen in unserer nächsten Ausgabe vor. E.E.-K.

Spieldauer 2 ¼ Stunden inkl. Pause und Zugaben
Die letzten Vorstellungen:
3.-6.05. // 8.-9.05. // 15.05. // 24.05.18

Dienstag, 15.01.2019

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