Don Camillo und Peppone - kultur 141- Dezember 2017

Don Camillo und Peppone
Foto: Kleines Theater Bonn
Don Camillo und Peppone
Foto: Kleines Theater Bonn

Temperamentvolle Posse


Hochwürden tobt, was nicht ganz seiner seelsorgerischen Würde entspricht. Dabei mag der streitbare Pfarrer seine Schäfchen wirklich. Sogar den kommunistischen Bürgermeister Peppone. Dass der seinen Sohn auf den Namen Lenin taufen lassen will, ist jedoch zu viel für Don Camillo. Da muss schon sein Herr Jesus vom Kreuz herab ein Machtwort sprechen. Das tut er regelmäßig in den Geschichten um die in unzertrennlicher Feindschaft verbundenen Gegner Don Camillo und Peppone. Jesus mahnt seinen treuen Diener milde zur christlichen Nächstenliebe, hier mit der Stimme des Regisseurs Volker Lippmann, der die kleine Welt des norditalienischen Dorfes nun auf die Bühne des Kleinen Theaters gebracht hat.
Der Dramaturg und Autor Gerold Theobalt hat die Erzählung von Giovannino Guareschi geschickt zu einer Typenkomödie aufbereitet, in der die witzigen Wortgefechte dominieren. Wobei es nicht immer beim bloß verbalen Schlagabtausch bleibt. Weltberühmt wurden der schlitzohrige Priester und sein roter Widersacher durch die Verfilmungen etlicher Episoden in den 1950er Jahren mit dem legendären Fernandel als Don Camillo. Der Schauspieler Dimitri Tellis, in den 1990er Jahren am städtischen Bonner Schauspiel engagiert, erscheint in Mimik und Gestik fast wie eine Reinkarnation des Vorbildes. Temperamentvoll verkörpert er den ebenso furchtlosen wie gottesfürchtigen Kirchenmann im schwarzen Gewand. Marcus M. Mies mit karierter Schirmmütze und Stalin-Schnauzbart ist der bodenständige Sozialist Peppone. Matthias van den Berg gibt den reichen Großgrundbesitzer Pasotti, Führer der konservativen Minderheitspartei und durchaus bereit, für seine Interessen der Kirche die eine oder andere finanzielle Wohltat zukommen zu lassen.
Lippmanns Inszenierung, produziert an seinem Kölner Privattheater „Tiefrot“ und dort sehr erfolgreich, belässt die Handlung in ihrer Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und erlaubt sich nur gelegentlich kleine Anspielungen auf die Gegenwart. In seinem schlichten Bühnenbild werden die Schauplätze per Projektion eingeblendet. Und natürlich immer wieder der göttliche Schmerzensmann mit der Dornenkrone, der verständnisvoll auf alle menschlichen Schwächen blickt.
Selbstverständlich ist ein italienisches Dorf ohne starke Frauen undenkbar. Julia Karl spielt höchst vergnüglich nicht nur Peppones ebenso attraktive wie resolute Gattin Ariana, sondern auch die mit einem Gehstock bewehrte, spitzzüngige alte Lehrerin Christina, die notfalls immer ein Fläschchen Grappa bereithält. Angesichts der Turbulenzen kann sogar Don Camillo mal ein Schlück­chen brauchen. Denn Pasottis Töchterchen Gina (Sara Sayadi) hat sich in den linksradikalen Bauernjungen Mariolino (Henning Jung) verknallt. Ohne Trauung droht das Pärchen, sein Leben im Dorfteich zu beenden. Da zählen keine politischen Grenzen mehr; alle müssen für die Rettung zusammenhalten. Wurde auch höchste Zeit: Don Camillo darf wenige Minuten nach dem Hochzeitssegen gleich einen neuen Täufling begrüßen.
Weil er seine Schlagfertigkeit etwas zu weit getrieben hat, wird er jedoch vom Bischof in die Ferne verbannt. Was das ganze Dorf in dramatischen Aufruhr versetzt, bis sie ihren verehrten Don Camillo am Bahnhof wieder umarmen können. Sie brauchen diesen guten Hirten einfach, und die Zuschauer können dem nur zustimmen. Die muntere kleine Dorfposse aus den Tiefen der Vergangenheit überzeugt mit unbekümmertem Wortwitz und komödiantischen Talenten. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2¼ Std. inkl. Pause
Leider nur bis zum
26.11.17 auf dem Spielplan

Dienstag, 16.01.2018

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