Vielen Dank für die Blumen (Peter und Vico Malente) - Kleines Theater Bad Godesberg - kultur 136 - Mai 2017

Spass muss sein: Familie Malente
Foto: Familie Malente
Spass muss sein: Familie Malente
Foto: Familie Malente

Herrlicher Stilblütenstrauß


Ist jetzt nicht wahr: Peter und Vico Malente sagen „Danke für die Blumen“. Stürmischer Applaus, eine letzte Zugabe, Ende der Vorstellung. Und das schon nach zehn Minuten. Natürlich glaubte das niemand bei der restlos ausverkauften Premiere ihrer „Ersten Abschiedstournee“ im Kleinen Theater. In dem riesigen Schrankkoffer auf der Bühne muss doch noch mehr drin sein als „Sag zum Abschied leise Servus“. Die zwei Herren in eleganten roten Jacketts lassen sich folglich nicht lange bitten. Die beliebten Komiker haben nur frech den Schluss ihrer neuen Show an den Anfang gestellt. Sie wirbeln halt gern mal die Zeit durcheinander, parodieren die vergangenen Größen der heilen TV- und Schlagerwelt und diesmal auch sich selbst.
Dirk Voßberg und Knut Vanmarcke spielen witzig mit ihren Kunstfiguren Peter und Vico, sind aber auch die beiden echten Unterhaltungskünstler, die einst auf Kreuzfahrtschiffen zwischen Südsee und Nordpol ihr musikalisches und tänzerisches Feuerwerk zündeten. Zugegeben: Einmal landeten sie statt am Zuckerhut von Rio in der schleswig-holsteinischen Tiefebene, wo eine Silvestergala sich nur unwesentlich von einer Beerdigungsfeier unterscheidet. Aber was macht das schon: „Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel“. Zumal vor den genial-verrückten Sprachspielen der Malentes jeder Geograf kapituliert.
Was Peter Alexander aus Perry Comos bezaubernd romantischem „Catch a Falling Star” machte, grenzt indes an Verbrechen wider den poetischen Geist. Egal: Ein wunderbares Mädchen gönnen die Malentes sich trotzdem. Fräulein Wunder (Stephanie Lamm) prunkt mit voluminöser Stimme und ebensolcher Erscheinung. „Hinter den Kulissen von Paris“ darf die zierliche Sängerin aus Avignon ihre schwarze Bob-Frisur hier mal über gut gefülltem Kostüm schütteln.
Dass Monsieur Lagerfeld über den fadendünnen Beinen seiner Models vergisst, ob er gerade in London oder New York weilt (und das Bad von Godesberg wie „bäd“ ausspricht) sorgt für entsprechende Heiterkeit. Das Publikum weiß schließlich genau, dass der „Kleine Friesenjung“ hinterm Deich wohnt, singt spontan den einen oder anderen Refrain munter mit, fliegt mit der Hymne „Volare“ nach Italien und begrüßt voller Freude all die anderen internationalen Gäste, die Familie Malente zu ihrer bizarren finalen Geister-Party eingeladen hat. Z. B. Katja, Nena, Nana, Udo, Cindy und Bert sowie noch viele andere Stars aus der Epoche, in der es nur zwei TV-Programme gab und das HB-Männchen ungestraft qualmend an die De­cke gehe durfte. Nicht zu vergessen Bata ­Illic, der bei der Hochzeit von Knut und Dirk in Hamburg die Liebe jeder Couleur besang.
Jede noch so kleine Pointe zündet bei der herrlich durchgeknallten Revue, bei der jeder Ton und jeder Schritt mit Hilfe der Regisseurin Melanie Stahlkopf so genau geprobt sind, dass alles wie aus dem Stegreif erscheint. Rasante ­Kos­­tüm-, Perücken- und Maskenwechsel sowie ein hochintelligenter Schuss Selbstironie inklusive. Total schräg, vollkommen abgefahren, schlicht umwerfend, belohnt mit stehendem herzlichem Beifall.
Das ultimative Rezept gegen Anfälle von Melancholie hat die Familie Malente freilich schon mutig in petto. Im Herbst 2018 soll ihr leuchtendes „F“ und „M“ ein Spiegelzelt zieren. Denn nach vielen Jahren Leben aus dem Bühnenkoffer wollen sie in Bonn sesshaft werden. Zur Eröffnung ihres neuen „Palastes“ gibt es die unsterbliche Operette Im Weißen Rössl. Als Kaiser vorgesehen ist Walter Ullrich, Chef des momentan noch von der Stadtverwaltung auf die kulturelle Abschuss­liste gesetzten Kleinen Theaters Bad Godesberg. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2 ¼ Stunden inkl. Pause
läuft noch vom 2.-14.05.2017.
die meisten Vorstellungen sind allerdings ausverkauft oder es gibt nur noch Restkarten.

Donnerstag, 31.08.2017

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