Karussell - GOP Varieté-Theater - kultur 135 - April 2017

Karussell
Foto: GOP Varieté-Theater
Karussell
Foto: GOP Varieté-Theater

Professionell


Die neue Show des GOP-Varieté-Theaters Karussell (Regie: Sabine Rieck) hat alle Chancen, ein großer Zuschauerhit zu werden.
In der mit Zirkuspferdchen an den Wänden und einem Kassenhäuschen ausgestatteten Bühne, spielen die sieben Männer und zwei Frauen mit so viel Spielfreude und Witz, zeigen so gekonnte Artistik, dass manch eine(r) im Publikum - wie einst bei den Jahrmarktkarussells - gerne noch eine Runde mehr fahren würde.

Die neun Künstler, zwischen 22 und 36 Jahre alt, lernten sich an der Nationalen Zirkusschule in Montreal kennen und arbeiten größtenteils schon lange zusammen - man spürt im Zuschauerraum, dass da ein Team auf der Bühne steht, das gemeinsam Spaß an dem hat, was es da tut. Doch alle haben Mut in ihren Mienen;
Ein böser roter Löwe geht mit ihnen
Und dann und wann ein weisser Elefant.


Nein, den bösen roten Löwen aus Rilkes Gedicht Karussell haben wir nicht gesehen bei dieser Show. Den Mut der neun Künstler bei ihrer teilweise atemberaubenden Akrobatik aber auf jeden Fall. Und der dann und wann vorbeikommende weiße Elefant?
Der Kanadier Philippe Trépanier (36) führte, mal unter Einsatz seines nicht gerade typischen Artistenkörpers, mal charmant flirtend komödiantisch durch das Programm und verblüffte schließlich durch eine großartige Diabolo-Nummer, die ihm wahrscheinlich kaum einer der Zuschauer zugetraut hätte. Und alles immer „professionell“.

Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
Auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
Fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
Schauen sie auf, irgendwohin, herüber -


Auch wenn das Varieté ohne Tiere auskommt, Sprünge und Schwünge von Mädchen (und Jungen) gab es in großer Zahl, von großer Schwierigkeit und großer Perfektion.
Die 29-jährige US-Amerikanerin Emmaline Piatt verzaubert mit ihrer gewagten Performance auf der Luftschaukel. Die 22-jährige Anouk Blais aus Kanada und ihr 29-jähriger französischer Partner Guillaume Mesmin aus Frankreich bieten Nervenkitzel bei ihrer gewagten Nummer am Trapez. Die Programmnummern der männlichen Protagonisten sind nicht weniger aufregend. Jason Fergusson (30) aus Australien und Jonathon Roitman (32) (USA) balancieren den russischen Barren, eine sehr elastische Stangenkonstruktion, auf ihren Schultern und geben durch geschicktes Beschleunigen und Abbremsen dem australischen „Flieger“, ­Coen Clarke (30) die Möglichkeit zu tollkühnen Salti, die die Abmessungen der Bühne nach oben sehr genau ausloten. Auch die Schleuderbrett-Nummer, an der neben Fergusson, Roitman und Clarke noch der Kanadier Jean-Philippe Labelle (30) beteiligt ist, lässt ahnen, welch präziseste Zusammenarbeit nötig ist, damit auch schwierige Nummern leicht aussehen.
Dass alle Beteiligten weitere Fähigkeiten haben, z.B. Jonglieren, und die Show auf vielseitig begabte und teamfähige Künstler baut, wird im Laufe des Programms sichtbar und macht den ­Charme der Aufführung aus.

Die nun schon dritte Show des Bonner GOP ist ein deutlicher Beweis, dass die Kultur- und Freizeit-Szene in Bonn mit den Nachfahren des legendären ­GeOrgsPalastes reicher und vielfältiger geworden ist.

Und das geht hin und eilt sich, dass es endet,
Und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
Ein kleines kaum begonnenes Profil -.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
Ein seliges, das blendet und verschwendet
An dieses atemlose blinde Spiel ...


(Gedichtausschnitte aus Rainer Maria Rilke (1875-1926), Karussell, in „neue Gedichte“)
ubi


Spieldauer ca. 2 Stunden inkl. Pause

Das Karussell dreht sich bis zum 30.04.17 mittwochs bis sonntags,
freitags bis sonntags jeweils zwei Mal (außer Karfreitag, dafür an
Ostermontag)

Donnerstag, 31.08.2017

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