Noah, Niemand und der Gelbbauchkormoran (Uraufführung) - Theater Marabu - kultur 135 - April 2017

Noah, Niemand und der Gelbbauchkormoran
Foto: Ursula Kaufmann
Noah, Niemand und der Gelbbauchkormoran
Foto: Ursula Kaufmann

Tierisches Glück


Noah wollte eigentlich keine Menschen auf die große Reise mitnehmen, sondern nur Tiere. Aber die Arbeit wächst ihm langsam über den Kopf. Irgendjemand müsste dringend mal sauber machen, während er sich um die medizinische Versorgung seiner animalischen Gäs­te und die schwindenden Essensvorräte kümmert. Tut ja sonst niemand. Doch als der große Regen kam und die ganze Erde überflutete, hat sich Niemand als blinder Passagier auf Noahs Arche geschlichen. Und entpuppt sich als gewitzter Jemand, der zwar vor allem sich selbst retten will, aber zum ziemlich nützlichen Gefährten wird.
Das spannende Drama Noah, Niemand und der Gelbbauchkormoran von Lothar Kittstein spielt witzig mit den Worten sowie mit Hollywood-Klischees. Die Uraufführung haben Tina Jücker und Claus Overkamp im Theater Marabu einfach hinreißend inszeniert. Kittstein und die Marabus wurden unter vielen Bewerbungen ausgewählt für das bundesweite Förderprojekt „Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater“. Zu Recht, wie der überzeugte Premierenbeifall bestätigte.
In der zauberhaften Ausstattung von Regina Rösing umgibt ein großes blaues Netz die Zuschauerbänke. Die sind jedoch schon überfüllt von lauter Kuscheltieren. Um sich setzen zu können, muss man mindestens eins auf den Schoß nehmen, ist also tatsächlich ganz nah dran an der Menagerie von Kapitän Noah. Alexander Pritzkau spielt den melancholischen Misanthropen, der liebevoll alle Tier-Wehwehchen heilt und sogar den Schäfchen-Nachwuchs freundlich begrüßt. Obwohl dann noch einer mehr zu versorgen ist. Zugegeben: Manchmal flucht er auf Russisch angesichts der Spinnen und Schlangen, die ständig die Schiffsregeln ignorieren.
Jaschar Markazi Noubar als verwegener Niemand murmelt gelegentlich was auf Farsi in seinen schwarzen Vollbart. Eigentlich sollte sein Abenteuer ja großes Kino werden mit traumhaften Sonnenuntergängen, Mond und Meeresstille sowie ihm als Superstar in Großaufnahme. Stattdessen muss er eklige Eulenkacke wegputzen, um als Jemand an Bord zu bleiben. Zur Belohnung darf er mit Noah ab und zu Lieder anstimmen, munter am Segel-Tau schaukeln und auf das Ende der Windflaute hoffen, während die Großkatzen rumoren und seekranke Igel ihre Stacheln sträuben.
Die beiden jungen Schauspieler (frisch diplomiert an der Alanus-Hochschule) leihen zudem der frechen weißen Frettchen-Handpuppe ihre Stimme, deren loses Plüsch-Maul ebenso wenig zu stoppen ist wie die unverschämten Schnäbel der beiden Gelbbauchkormorane. Diese seltene Spezies sollte man besser nicht auf Wikipedia suchen, sondern direkt auf der Bühne treffen. Immerhin war der Kormoran 2010 Vogel des Jahres, verspeist gern fette Fische und ist nicht gerade der Inbegriff veganer Lebensweisen. Mit ihren gelben Krawatten haben sich da zwei schillernde Meistertaucher in die Naturschutz-Arche gemogelt. Ein tierisch komisches Duo, das sich sehr menschlich aufführt. Wie der tapfere Noah und sein charmanter Niemand, die nach einem wilden Sturm das rettende Ufer erblicken.
Die legendäre Taube braucht man dafür ebenso wenig wie die allfälligen Flüchtlingsboot-Bilder. Die soziale Botschaft ist schlicht: Nur durch Zusammenarbeit und freiwillige Verantwortung kann man überleben. Das wäre eher banal, wenn die sprachlichen und spielerischen Widerhaken nicht lustvoll alle Ozean-Fantasien hinterfragten. Eine heiter-nachdenkliche Geschichte ohne erhobenen pädagogischen Zeigefinger.E.E.-K.

Spieldauer ca. 1 Stunde, keine Pause
Empfohlen für Publikum ab 7 Jahren.
nächste Aufführung 14.05.17

Donnerstag, 31.08.2017

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