Die Kameliendame - Kleines Theater - kultur 129 - Oktober 2016

Die Kameliendame
Foto: Friedhelm Schulz
Die Kameliendame
Foto: Friedhelm Schulz

Verbotene Liebe



Die Pariser Kurtisane Marie Duplessis starb 1847 mit nur 23 Jahren. Bei der historisch bezeugten Versteigerung ihres Nachlasses waren etliche ihrer Verehrer anwesend. Darunter auch der Schriftsteller Alexandre Dumas d.J., der sie in seinem Roman Die Kameliendame als Marguerite Gautier verewigte. Die Inszenierung von Rolf Heiermann baut eine Rahmenhandlung um die tragische Geschichte der ‚femme fragile‘, die durch Verdis Oper La Traviata unsterblich wurde.
Karl-Heinz Dickmann spielt den Dichter, ­Nikolas Knauf den jungen Liebhaber Armand Duval, der sein kurzes Glück auf der Bühne Revue passieren lässt. Und plötzlich ist sie da wie ein schöner Traum: die geheimnisvolle Dame im weißen diamantenglänzenden Kleid, die in einem Modeladen seine Aufmerksamkeit erregte. Anouschka Renzi verkörpert dieses bezaubernde Luxusgeschöpf: intelligent, liebenswürdig kapriziös, aus einfachen Verhältnissen aufgestiegen zum Star der Demi-Monde. Renzi spielt anrührend die junge Frau zwischen porzellan-zarter Zerbrechlichkeit und marmorkühler Stärke, die mit Champagner ihre Todesangst wegspült und eine große Sehnsucht nach echten Gefühlen verbirgt. Armand verfällt nicht nur ihren oberflächlichen Reizen, sondern einer romantischen Seele, die ernsthafte Hingabe sucht. Das schlichte gemeinsame Leben auf dem Land währt leider nur einen Sommer lang. Marguerites Ansprüche sind zu teuer für Armands Vermögen und den guten Ruf der Familie. Sein Vater Georges (Manfred Molitorisz) sorgt dafür, dass Marguerite ihre Liebe opfert und zurückkehrt in ihr feierwütiges Großstadt-Milieu.
Doch ihr Glanz verblasst angesichts der schwindenden Finanzen und der zunehmenden Tuberkulose-Schübe. Ihr reicher adeliger Gönner (als alter Herzog: Rainer Hannemann) lässt sie fallen. Ihre Freundin Pru­dence (Sandra Krolik) verabschiedet sich, als vom Ruhm des einstigen Bettschatzes wohlhabender Herren nichts mehr für sie abfällt. Die Bezahlung der braven Zofe Nanine (Barbara Maria Sava) kann Marguerite sich sowieso nicht mehr leisten. Als kluger Warner vor allen Gefahren fungiert der hervorragende David Imper in der Rolle von Armands wirklichem Freund Gaston.
Im transparenten, stimmungsvoll ausgeleuchteten Bühnenbild von Ausstatterin ­Anita Rask-Nielsen blühte die Welt der schillernden Nachtfalter zwei Stunden lang spätsommerlich auf. An prächtigen Kleidern für deren Königin wurde nicht gespart. Die kostbaren Kamelien sind in Bad Godesberg leider schon wieder verblüht, wenn dieses kultur-Magazin erscheint. Ab dem 15. Oktober verströmen sie ihren betörenden Duft jedoch im Schlosstheater Neuwied. Der Premierenbeifall in Bonn signalisierte, dass sich ein Ausflug dorthin lohnt.
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Im Kleinen Theater übernahm am 22. September Romy Schneider die Staffel. Die österreichische Schauspielerin Chris Pichler verkörpert in einem famosen Solo den eigenwilligen Film- und Bühnenstar von den Anfängen als „Sissi“ bis zum tragischen Ende in Paris. Wir berichten über die Aufführung in unserer nächsten kultur-Ausgabe, empfehlen jedoch dringend, nicht bis dahin zu warten, denn die vorläufig letzte Vorstellung von Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau in Bad Godesberg ist bereits am 18. Oktober. Ab Anfang November erobern dann die Nonnen die Bühne. Mit Schleier, aber musikalisch höchst pfiffig. E.E.-K.

Donnerstag, 15.12.2016

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