Aschenbrödel - Weihnachtsmärchen des Kleinen Theaters Bad Godesberg - kultur 122 - Januar 2016

Aschenbrödel
Foto: Kleines Theater Bonn
Aschenbrödel
Foto: Kleines Theater Bonn

Wunderbare Geschichte



Das von allen missachtete Mädchen gewinnt den Traumprinzen. Aschenputtel (warum die Landesbühne Rheinland-Pfalz Neuwied in Zusammenarbeit mit dem Kleinen Theater Bad Godesberg für das neue Weihnachts-Stück den Titel Aschenbrödel gewählt hat, ist nicht ganz klar) wird es gerufen. In der witzigen Inszenierung von Oliver Grabus frei nach den Brüdern Grimm ist das Waisenmädchen, anrührend verkörpert von Vanessa Frankenbach, ein durchaus selbstbewusstes Geschöpf. Außerdem Tierschützerin, weshalb sie den beiden Jägern auch ordentlich die Leviten liest. Sie hätte das möglicherweise sogar getan, wenn sie gewusst hätte, dass einer der beiden Herren der Prinz persönlich ist. Jedenfalls ist der leicht verwirrt erscheinende Melancholiker (köstlich: Konstantin Hertel) sofort hingerissen von dem aufgeweck­ten Mädel. Zumal er eine Braut sucht, die ihn nicht wegen seines Standes, sondern als Menschen liebt.
Gunhild Branchart gibt die böse Stiefmutter als eine Art Horrorqueen, Lisa Bräuninger und Laura Weider sind ein reizend gemeines Schwesternpaar. Als schrulliger Kammerdiener bewährt sich Alexander Hanfland, als pfiffige Dienstmagd Cheryl Angelika Baulig. Die traut sich sogar im punkigen Lumpenkos­tüm mit klobigen Plateau-Stiefeln zum höfischen Maskenball. Schließlich hat der Prinz ja angeordnet, dass alle Frauen im heiratsfähigen Alter erscheinen sollen. Bei der Stiefmutter kommen da sogar bei den Kindern im Publikum Zweifel auf.
Die dürfen nach der Pause unter Anleitung des Kammerdieners selbst ein bisschen üben für das Fest und den Thronfolger als Popstar begrüßen. Die Küche im liebevoll mit hübschen Details versehenen Bühnenbild von Rolf Cofflet hat sich derweil verwandelt in einen königlichen Ballsaal.
Das Bäumchen am Grab von Aschenputtels Mutter lässt Gold und Silber regnen, wie es sich für das traditionelle Weihnachtsmärchen gehört. Und das wundersam mitgelieferte Kleid, in dem Aschenputtel zum Tanz erscheint, ist ein Traum in Weiß wie für eine fürstliche Hochzeit. Die Kostüme von Aline Hüttner sind ohnehin ein Pluspunkt der ansehnlichen Aufführung. Natürlich dürfen auch die hilfreichen Tauben und das bekannte „Blut im Schuh“ nicht fehlen. Die Alte kennt kein Erbarmen und greift für die Zurichtung ihrer Töchter selbst zum Paradeschwert des Prinzen. Was Aschenputtels Märchenglück aber nicht mehr verhindern kann.
Das ist hier (mit Kino-Sound gefühlig untermalt) spielerisch heiter aufgepeppt, bleibt aber ohne übermäßige Kunstanstrengung einfach eine schöne alte Erzählung vom Sieg der Unterdrückten über die grimmigen, vielleicht auch bloß dummen Feinde des Guten.
Für die Grundschul-Kinder im Theaterpaten-Projekt der Theatergemeinde BONN und der Bürgerstiftung der Sparkasse KölnBonn gab es nach der TG-Sondervorstellung am 6. Dezember sogar noch eine Nikolaus-Überraschung vom Bühnen-Ensemble. E.E.-K.

Dienstag, 02.02.2016

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