Mio, mein Mio - Junges Theater Bonn - kultur 121 - Dezember 2015

Mio, mein Mio
Foto: actorsphotography
Mio, mein Mio
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Die Kraft der Phantasie


Der Waisenjunge Bosse sitzt auf einer Parkbank und ist traurig. Zu Hause bei seinen Pflegelern darf er nicht mal laut lachen. Wie gut hat es doch sein Freund Benka, dessen Vater immer Zeit für seinen Sohn hat und mit ihm tolle Sachen unternimmt. Und dann schenkt ihm eine fremde Frau einen Apfel und gibt ihm eine geheimnisvolle Postkarte. Ein Flaschengeist erkennt ihn und bringt ihn ins Land der Ferne. Denn in Wirklichkeit ist Bosse der vermisste Sohn des Königs und heißt Mio.
Mit wunderbarer Leichtigkeit entführt der Regisseur Manuel Moser in der neuen Bühnenbearbeitung von Astrid Lindgrens Erzählung Mio, mein Mio die Akteure und damit auch die Zuschauer aus der düsteren Stock­holmer Vorstadt in das helle Märchenland. Im beweglichen, transparenten Bühnenbild von Laurentiu Tuturuga ist dieses sogar viel realer als die Wirklichkeit.
Gerade weil es die Theaterillusionen nicht verschweigt und aus einem Holzgestell ohne Umschweife das herrliche weiße Pferd Miramis werden kann, auf dem Mio und sein neuer Freund Jum-Jum die Gärten und Wälder des Reiches erkunden. Letzterer sieht trotz seines bunten Gewands (phantastische Kos­tüme: JTB-Ausstattungsleiterin Brigitte Winter) fast genauso aus wie Benka, und der König hat große Ähnlichkeit mit dessen Vater. Mios neues Glück wäre vollkommen, wenn es nicht den bösen Ritter Kato gäbe, der immer wieder Kinder aus dem Tal der grünen Wiesen in sein Land Außerhalb entführte. Ein schwarzer Trauervogel (zauberhaft getanzt von Katharina Felschen) flattert immer wieder stumm durch die Szenerie und deutet an, dass selbst in der paradiesischen Welt ein dunkles Geheimnis lauert. Nur der Königssohn kann die Rettung bringen.
Bernard Niemeyer (auch verantwortlich für die musikalische Leitung und die schwungvolle Choreografie) spielt Bosse/Mio, der tapfer die Herausforderung annimmt. Mit einem gewitzten und manchmal auch etwas tollpatschigen Freund wie Benka/Jum-Jum (Christian Steinborn) kann man allen Gefahren trotzen. Obwohl Katos Späher mit ihren rot glühenden Masken und leuchtenden Lanzen einem schon ordentlich Furcht einjagen können. Die eigens für die neue JTB-Produktion geschaffene Musik von Marc Schubring (Komposition) und Wolfgang Adenberg (Liedtexte) lässt sowieso niemanden kalt.
Jan Herrmann spielt u.a. den grausamen Kato mit der eisernen Hand und hat auch den finalen Kampf choreografiert. Das unbezwingbare Schwert dafür erhält Mio von dem Schmied (auch als König beeindruckend: Thomas Kahle), der heimlich in den Höhlengängen die Revolte gegen den verhassten Herrscher plant. Es gibt aber noch mehr Helfer. Die Zauberflöte des Hirten Nonno (Ferdi Özten) erweist sich in den unterirdischen Gängen als sehr nützlich, und ohne den Traumstoff der seltsamen Weberin (Andrea Brunetti) wäre die Flucht aus Katos Kerker sicher nicht gelungen.
So kann Mio jedoch als Sieger und Befreier der verwunschenen Kinder zu seinem stolzen Vater heimkehren. Und dann sitzt Bosse wieder auf der Parkbank, neben sich die von einem Penner zurückgelassene Flasche, und beißt in den Apfel, der jetzt nicht mehr golden ist wie auf dem Weg ins Märchenland. Vielleicht hat er alles nur geträumt. Gewiss ist er etwas selbstsicherer geworden und kann mit seiner Gegenwart nun besser umgehen. Auf jeden Fall hat er wirklich fabelhafte Abenteuer erlebt und unvergessliche Freunde gewonnen. Und neue Freude am Leben. Entsprechend begeisterter Premierenbeifall. E.E.-K.

Spieldauer ca. 90 Minuten inkl. Pause
die Nächsten Termine :
2.12. // 13.12. // 19.12. // 20.12. // 28.12.15
Geeignet für Zuschauer ab 5 Jahren.

Dienstag, 02.02.2016

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