Seethaler, Robert: Der Trafikant

kultur 120 - November 2015

Eine kleine Kostbarkeit ist dieses Buch, das ich erst vor kurzem entdeckt habe, obwohl es schon 2012 erschienen ist. Seither hat es neun Auflagen erlebt, und ich möchte es eigentlich jedem einzelnen von Ihnen, der es noch nicht kennt, am liebsten sofort zu lesen empfehlen.
Es ist die ganz einfache Geschichte eines Jungen, 17 Jahre alt, der 1937 vom Attersee nach Wien kommt, um „Trafikant“ zu werden, ein Händler, der Tabakwaren und Zeitschriften verkauft. Franz ist völlig unge- und unverbildet, naiv, wach, neugierig auf das Leben und – natürlich – die Liebe.
Er lernt einen Kunden kennen, einen alten Herrn, niemand anderen als Siegmund Freud. Die Gespräche zwischen diesen beiden gehören zum Köstlichsten, Klügsten, Hintergründigsten, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.
Es ist das Schicksalsjahr Österreichs, 1938, Hitler annektiert das kleine Land. Dies bedingt die Emigration des Juden Freud und lässt den jungen Franz erwachsen werden und so vieles kennenlernen – außer sich selbst (und die Liebe!).
Es ist wunderbar leicht erzählt und lässt das Schwere beinahe leichthin wirken und das Traurige manchmal fast komisch.
Ein ungemein liebenswertes kleines Buch, nehmen Sie es mit in den Urlaub, begleiten Sie den jungen Franz ein Stück ins Leben. Und den alten Freud auf den Weg in den Tod. Er starb in London, aber das ist eine andere Geschichte...

Robert Seethaler
Der Trafikant
Kein & Aber Verlag,
Zürich 2012,
256 Seiten,
gebunden: 19,90 €,
Taschenbuch: 9,90 €.

Donnerstag, 28.01.2016

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