Modick, Klaus: Konzert ohne Dichter

kultur 118 - Juni 2015

Dieses Buch ist ein Kunstwerk des Jugendstils, es scheint mir einmalig und ohne Vorbild. Worpswede und Heinrich Vogeler, das vielseitige Genie der Künstler-Maler-Gruppe, die Anfang des 20. Jahrhunderts dort lebte, werden lebendig. Dazu kommt der junge, noch unbekannte Dichter Rainer Maria Rilke, selbstherrlich und eloquent sich selbst darstellend, schwankend in der Liebe zwischen Paula Modersohn-Becker und Clara Westhoff, den beiden jungen Malerinnen, und der fernen Lou Andreas-Salome.
Heinrich Vogeler malt das berühmte Bild Konzert ohne Dichter, und immer wieder ändert er es, rückt die Personen zusammen oder ausein­ander, je nach der Beschaffenheit der Freundschaft zwischen den drei Paaren. Er denkt und beobachtet, er ist im Mittelpunkt und erfolgreich zu dieser Zeit, die sein späteres Schicksal und das der anderen außer Acht lässt.
Nur für ihn bedeutet das Gemälde schon Abschied, Trennung, Auflösung, und er würde es gern zurück haben (es ist schon verkauft), um es zu vernichten. Natürlich geht das nicht, es wird gerade bewundert und berühmt.
Dieser Abschnitt im Leben des Heinrich Vogeler, seine Begegnung mit dem jungen Dichter, seine Liebe und Ehe mit Martha, erzählt Klaus Modick, als sei er Vogeler selbst. In wunderbar poetischen Sprechbildern lässt er Landschaften und Gedanken, Kunstwerke und Gefühlswelten deutlich werden, den Zauber einer Zeit, 100 Jahre erst her, wieder auferstehen. Sind es wirklich erst hundert Jahre? Und Jugendstil in Worten? Urteilen Sie bitte selbst. Ich würde am liebsten sofort nach Worpswede fahren und lauschen...


Klaus Modick
Konzert ohne Dichter
Kiepenheuer & Witsch,
2015, gebunden,
240 Seiten, 17,99 €;
oder bei der Büchergilde:
gebunden, 15,95 €!

Donnerstag, 08.10.2015

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