Die Geschichte vom kleinen Onkel - Musiktheater für Kinder - kultur 116 - Mai 2015

Geteilte Freundschaft macht Freude; Kooperation zwischen dem Beethoven Orchester Bonn, dem freien Theater Marabu und der neuen Sparte 4 von Theater Bonn



Zusammen geht mehr. Aus dieser einfachen Idee entstand die erste Kooperation zwischen dem Beethoven Orchester Bonn, dem freien Theater Marabu und der neuen Sparte 4 von Theater Bonn. Das Ergebnis dieses künstlerischen Experiments ist mehr als überzeugend und beweist, wie gut unterschiedliche kreative Potenziale gerade für Kinder Perspektiven öffnen können. Zumal Die Geschichte vom kleinen Onkel davon handelt, dass Freundschaft durch Teilen wächst.
Die Zuschauer sitzen zu beiden Seiten der schmalen Spielfläche. Die Kinder auf den kleinen Bänken vorne sind sehr nahe dran an der poetischen Erzählung nach dem Kinderbuch von Barbro Lindgren. Regisseur Claus Overkamp vom Theater Marabu hat die Geschichte quasi auf Augenhöhe mit dem jungen Publikum inszeniert, das unmittelbar am Geschehen teilnimmt. Es ist in der Bühnenfassung von Tomas von Brömssen und Lars-Eric Brossner eine ganz einfache Geschichte, die nur wenige Worte braucht, um die Gefühle wachzurufen, die jedes Kind kennt: Einsamkeit, die Sehnsucht nach Zuwendung und das Glück der Freundschaft. Davon erzählt auch die Musik von Markus Reyhani, der zahlreiche Kompositionen für Kindertheater geschaffen hat. Die Streicherklänge illustrieren nicht nur die Emotionen. Die Musik ist hier ein eigener Energieträger und wird selbst zum treibenden Moment der Handlung.
Die Musiker des BOB greifen auch erzählerisch aktiv in die Geschichte ein. Es gibt zwei alternierende Streicher-Trios; bei der Premiere im Theater Marabu spielten Veronica Wehling (Violine), Caroline Steiner (Violoncello) und Maren Rabien (Kontrabass), reizend anzusehen in ihren bunten Kostümen (Ausstattung: Regina Rösing), den Instrumentalpart.
Charles Ripley verkörpert herrlich skurril den alterslosen kleinen Onkel, der in seinem liebevoll ausgestatteten Häuschen darauf wartet, dass irgendjemand ihm Aufmerksamkeit schenkt. Aber der Briefkasten bleibt leer, niemand mag den freundlichen kleinen Onkel mit seinem komischen Hütchen. Das ist so traurig, dass er sogar sich selbst nicht mehr mag. Tapfer hängt er Zettel an die Bäume mit der Bitte, dass jeder, der sein Freund sein möchte, sich sofort melden solle. Doch es dauert lange, bis schließlich ein großer, struppiger Hund hechelnd bei ihm auftaucht und ihm seine feuchte Schnauze auf den Schoß legt. ­Christoph Türkay gibt diesen tierisch verspielten Gesellen, der mit seiner liebenswürdigen Unverschämtheit nicht nur Onkels Herz im Sturm erobert. Egal, ob man sich Salzstangen oder die zu kurze Bettdecke teilt – die beiden schweben vor Glück fast im siebten Himmel. Doch der Hund sucht immer häufiger Gesellschaft außerhalb der häuslichen Idylle, was den Onkel erneut sehr traurig macht.
Anders als im Original erscheint jedoch kein kleines Mädchen als Konkurrentin um die Zuneigung. Der freche Hund umschmeichelt die Kinder im Zuschauerraum. Sie alle sollen seine neuen Freunde sein. Der kleine Onkel ist nicht sein Herrchen und wird begreifen, dass er seinen tierisch lustigen Gesellen nicht für sich allein beanspruchen kann, aber durch die Teilung seiner Freundschaft eine Menge Sympathie hinzugewinnt. Das wird völlig unsentimental präsentiert, geht aber echt zu Herzen.
Zur weiteren Beschäftigung mit dem liebenswürdigen Stück gibt es ein schön gestaltetes „Kreativ-Heft“, in dem Zuschauer jeden Alters die Gedanken der Geschichte weiterspinnen können.


Die Aufführung war mittlerweile auch in den Kammerspielen (das Publikum wird dort auf der Bühne platziert) zu erleben und wandert dann weiter in der Aula des Tannenbusch-Gymnasiums. Es ist kein schlichtes ‚Klassenzimmerstück‘, sondern eine ästhetisch anspruchsvolle Produktion, die viel professionellen Aufwand benötigt. Spielorte für weitere Aufführungen stehen noch nicht fest.
E.E.-K.

Spieldauer ca. 45 Min., keine Pause
für Menschen ab 4 Jahren
die Nächsten Termine:

Kammerspiele: 10.05. - 14 u. 16 Uhr
Aula TaBu-Gymnasium: 17.05. - 15 uhr

Donnerstag, 10.09.2015

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