Die Perlenfischer - konzertant in der Oper Bonn - kultur 113 - Februar 2015

Die Perlenfischer
Foto: Theater Bonn
Die Perlenfischer
Foto: Theater Bonn

Musikalische Träumerei
aus dem fernen Oste



Natürlich kann man Bizets 1863 uraufgeführte erste große Oper auch inszenieren (z.B. als Dschungel-Camp-Parodie wie kürzlich am Theater an der Wien), obwohl sie bei weitem nicht den dramatischen Drive seines Welterfolgs Carmen hat. Es wird mehr erzählt als gehandelt in den „Perlenfischern“, mit denen die Oper Bonn am Neujahrstag den Silvesterraketen ein musikalisches Feuerwerk hinterherschickte. Ein konzertanter Ohrenschmaus ohne Regie-Klippen, künstlichen Palmen­strand und fernöstlichen Kostümzauber. Nur ein paar im Hintergrund eingeblendete Schwarz-Weiß-Fotos illustrieren die Kolonialzeit auf der Insel Ceylon, die Schauplatz der romantischen Liebesgeschichte ist.
Orientalisch üppiges Parfüm verströmt dafür das Beethoven Orchester Bonn unter der umsichtigen Leitung vom Johannes Pell, das diesmal nicht im Graben sondern auf der Bühne musiziert und Bizets pseudo-exotische Klangwelt anschaulich macht, in der Freundschaft und Liebe aufeinander prallen. Ein Highlight mit hohem Suchtpotenzial ist dabei natürlich das wundervolle männliche Duett „Au fond du Temple Saint“. Dem lyrischen Tenor von Tamás Tarjányi glaubt man den Großwildjäger zwar weniger als den herzwunden Liebhaber. Aber sein Nadir ist jung, zärtlich und absolut unwiderstehlich in der Ohrwurm-Arie „Je crois entendre encore“. Der Bariton Evez Abdulla (alternierend mit Giorgos Kanaris) verleiht der tragischen Rolle des Perlenfischer-Oberhaupts Zurga noble Ausdruckskraft. Ihm hat Bizet emotional am meisten zugemutet: Schwankend zwischen Freundschaft, Liebe, Mitleid und Eifersucht, von allen im Stich gelassen, wird er zum großmütigen Retter. Als Dorfältester Nourabad überzeugt der Bass Priit Volmer.
Star des Abends ist freilich die junge Sopranistin Sumi Hwang als Tempeldienerin Leila. Auserwählt, um zum Wohl der Fischer nur noch für die Götter zu singen und keusch zu bleiben. Ihr feierlich wiederholter Schwur hält jedoch nicht lange. Hwangs helle, höhensichere Stimme ist geradezu ideal für die betörenden Koloraturen der Partie. Hinreißend gestaltet sie die seelischen Verwirrungen der zwischen Pflicht und Gefühl hin- und hergerissenen jungen Frau. Es bedarf zwar zur Befreiung des jungen Paares noch einiger moralisch heikler dramatischer Volten, aber der glückliche Ausgang der Geschichte beglückt gleicherweise die Hörer dieses musikalischen Meisterwerks.
Eine tragende Rolle spielt dabei der von Volkmar Olbrich einstudierte Opernchor, der nicht nur stimmlich ein raffiniertes Farbenspiel in die Handlung mischt, sondern mit den eleganten Roben der Damen auch ansehnliche Farbtupfer setzt. Dass die konzertante Aufführung komplett aus dem festen Ensemble besetzt ist, gehört zu den weiteren Pluspunkten des Abends, der bei der Premiere mit großem Jubel belohnt wurde. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2 Stunden inkl. Pause
die Letzten Termine:
28.02. // 19.03. // 4.04.2015

Dienstag, 10.02.2015

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.



Letzte Aktualisierung: 28.03.2024 21:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn