Der Fußballkönig - Kleines Theater Bad Godesberg - kultur 112 - Januar 2015

Runde Sache



„Es hat keinen Sinn, den Brunnen auszuschütten, wenn das Kind verbrannt ist“. Solche tiefen Weisheiten verdanken wir Heinz Erhardt. Der geniale Komiker stand Pate für das Stück Der Fußballkönig, verfasst von einem Autor, der sich schelmisch Walter Anders nennt. In Walter Ullrichs Kleinem Theater hat Peter Nüesch, Intendant der Burgfestspiele Mayen, den Spaß um den (bestenfalls) Fünftliga-Club des tapferen Finanzbeamten Willi Winzig inszeniert. Der sieht hier nicht nur genauso aus wie der Erfinder dieser unsterblichen Figur. Thorsten Hamer ist bis in die Fingerspitzen, vom leicht gebeugten Gang bis zur typischen Mimik hinter dem schwarzen Brillengestell, die Re-Inkarnation seines großen Vorbilds und beweist das in seiner inzwischen überall in Deutschland gefeierten Paraderolle schlagend. Allein wie er zum altmodischen Telefon (witzig möbliertes Bühnenbild mit BSC-Wimpel im Hintergrund: Thomas Hahn) hechtet und vor dem Abheben fast einknickt, ist ein spielerisches Glanzstück.
Leider geht’s seinem heißgeliebten Fußballclub finanziell nicht gut. Städtische Sparfan­tasien planen die Umwandlung seines Platzes in einen Autofriedhof. Zugegeben: Der aktuelle Trainer (als sehr blonder Sportcoach eine Nummer für sich: Olaf Böhnert) hat nicht allzu viel auf dem Kasten und wenig Erfolge auf dem Mannschafts-Konto. Ordentlich krachen lässt es dagegen seine polnische Gattin Olga (temperamentvoll: Fabienne Hesse), bewehrt mit krähendem Baby und kessem Minirock (Kostüme: Kara Schutte). Weil Willi ehrenamtlich für seinen Verein wirklich alles tut, muss Töchterchen Susanne aufs Feld. Das aufgeweckte Mädel (erfrischend trotzköpfig: die junge Bühnennovizin Eva Wiedemann) hat mit Männern insgesamt und Torjägern im Besonderen indes nicht viel im Sinn. Dran glauben soll nur die reiche Tante Gisela aus den USA, die ihrer Nichte zur Hochzeit eine Mitgift versprochen hat, die ziemlich genau der zur Rettung des Rasens benötigten Summe entspricht.
Dass die lebenslustige alte Dame zur Besichtigung des jungen Glücks selbst über den Atlantik einfliegt, war nicht wirklich einkalkuliert. Erweist sich aber als Glücksfall, denn die mittlerweile 87-jährige Schauspielerin Waltraut Haas (seit den 1950er Jahren film- und operettenerprobt) meistert souverän jede Abseitsfalle. Eine sturmerprobte Verteidigerin, flankiert von einem pfiffigen Team, kapituliert vor keiner Putzfrau. Einen lustigen Querschuss liefert noch die gebürtige Russin Olga Yakovleva (ansonsten Haus-Requisiteurin) als Reinigungskraft Elena Hopfenrath. Und wenn alles schiefläuft, gibt’s „Noch’n Gedicht“ aus Erhardts Wortspiel-Werkstatt. Ein echter, nur mit köstlicher Spielfreude gedopter Volltreffer auf dem Bundesliga-Boulevard ist das Ganze ohnehin. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2 Stunden,
inkl. einer Pause
die Letzten Termine:
26.12. - 31.12.14

Donnerstag, 05.02.2015

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