Der kleine Prinz - Junges Theater Bonn - kultur 112 - Januar 2015

Sternenglück



Die merkwürdigen Erwachsenen wollten immer alles mit Zahlen belegen, erklärt der Pilot dem kleinen Prinzen. Dabei übersähen sie oft, dass es viel Wichtigeres gebe. Die Fantasie z.B., durch die die weißen Luftballons an den Sitzen und am Himmel des Kuppelsaals des ehemaligen Metropolkinos zu Planeten werden. Im 4. Stock der Thalia-Buchhandlung am Marktplatz hat das Junge Theater Bonn inzwischen seine zweite Spielstätte. Intimer als im großen Beueler Stammhaus und quasi direkt unter den Wolken, aus denen der Flieger in die Sahara abgestürzt ist. Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry war Pilot und kannte die Wüste, in der er seine 1943 im New Yorker Exil erschienene Erzählung Der kleine Prinz ansiedelte, die mittlerweile zu den international meistgelesenen Werken der Weltliteratur gehört.
Genau an der Absturzstelle des Piloten erscheint das neugierige Sternenkind (Herkunft Asteroid B612, ca. 40 romantische Sonnenuntergänge pro Tag, Vegetation von Affenbrotbäumen bedroht), das von seinem winzigen Planeten auf eine große Reise gegangen ist. „Die Erde hat einen guten Ruf“ empfahl ihm ein mäßig schlauer Universal-Geograph, was wir in der Weltklima-Rettungs-Hauptstadt Bonn gern bestätigen würden.
Zumal ein nach Untertanen süchtiger König, eine eitel mit Mozartkoloraturen prunkende Nachtschattenkönigin, ein seine Trunksucht mit der Flasche bekämpfender Alkoholiker und ein geschäftstüchtiger Sternenzähler nicht gerade zu den besten Exkursions-Erfahrungen des kleinen Prinzen gehören. Lauter komische Einsame, vor denen man nur noch flüchten kann wie vor der kapriziösen Blume, der kein Wetter wirklich angenehm erscheint. Nichts ist ihr recht, weder der als Wandschirm gegen den Wind dienende Klavierdeckel noch der als Glasglocke gegen die Hitze dienende transparente Regenschirm. Diese sorgfältig mit Dornen bewehrte und ständig per Trichter bewässerte Rose ist echt nicht einfach zu pflegen.
In der hübschen Inszenierung des vielfach ausgezeichneten Regisseurs Alexander Schilling streiten sich der Schauspieler Martin Heesch und seine Kollegin Julia Panzilius erst mal um die Rolle des Fliegers, bevor sie dann alles spielen, was dem kleinen Prinzen in seinem Zaubersternenmantel (Kostümidee: Susanne Pische) begegnet. Sie sind in der zauberhaften Rauminstallation von Mauro Contarini immer beides: Erzähler und Akteure einer poetischen Geschichte, die sie mit ganz einfachen Theatermitteln vorstellen. „Zeichne mir ein Schaf!“ – in einer per Overhead-Projektor skizzierten Kiste ist es da, inkl. Zaun und Maulkorb, damit es die geliebte Blume nicht fressen kann. Blaue Tinte in einer Schüssel markiert den Brunnen, den die Gestrandeten zum Überleben brauchen, ein rotes Tuch das Schattenspiel mit dem Fuchs, der dem kleinen Prinzen das Geheimnis der Freundschaft enthüllt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut…“. Was fast schon zum Poesie-Albumspruch verkommen ist, wird hier wieder kenntlich als Herausforderung an die Verantwortung für Lebewesen.
Der von der Schwere des Leibes befreiende Klapperschlangenbiss ist nur ein Freundschaftsdienst, damit der kleine Prinz zu seiner innig geliebten Blume zurückkehren kann. Aber er war hier: Mit traumhaft kindlicher Lebens-Leichtigkeit auf dem Weg zu seiner Lichtjahre entfernten Sternenheimat. Was bleibt, ist die Möglichkeit grenzenloser humaner Gefühle. Als Weltraum-Geschenk dürfen alle Kinder nach der bezaubernden Vorstellung einen Ballonplaneten mitnehmen. E.E.-K.

Spieldauer ca. 1 Stunde, keine Pause
die Nächsten Termine:
24. / 25. / 31. 01.2015
Geeignet für Zuschauer ab 7 Jahren.

Donnerstag, 05.02.2015

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.



Letzte Aktualisierung: 28.03.2024 20:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn