Bollmann, Ralph: Walküre in Detmold

kultur 107 - Juni 2014

Was macht eine Walküre in Detmold? Richtig, sie singt Wagner in der Oper.
Ralph Bollmann, Journalist und Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, hat es sich zur Aufgabe gemacht (oder den Auftrag dazu erhalten?), alle etwa 80 Opernhäuser in Deutschland zu besuchen. Er braucht natürlich Jahre dazu: Als er in Meiningen Tosca sah, regierte Helmut Kohl, als er in Plauen Lohengrin anschaute, rief Gerhard Schröder die Hartz-Reformen aus, und als er 2010 nach Ulm zu Salome fuhr, stand der Euro vor dem Absturz.
80 Opernhäuser? Es gibt auf der ganzen Welt zusammen kaum mehr als hier bei uns. Allein 21 Mal hört und sieht (und kritisiert) Bollmann im Laufe seiner Tour Wagner, in der Provinz hauptsächlich den „Holländer” oder Lohengrin, denn sie sind am einfachsten zu inszenieren! Aber er fährt nicht nur in die Oper. Er erfährt das Land und erzählt die Geschichte der Orte und der deutschen Kleinstaaterei, aus und in der der kulturelle Reichtum wuchs. Und er erzählt von den Schwierigkeiten, die die Erhaltung dieses kulturellen Reichtums bis heute mit sich bringt. Er erzählt Geschichte in Geschichten, und wir sehen Oper und hören Töne mit ganz neuem Aspekt und Respekt.
Ein Reise- oder Opernführer? Beides nicht wirklich, aber eine sehr anregende und sehr amüsante Lektüre, klug, witzig, kompetent geschrieben.

Ralph Bollmann
Walküre in Detmold
Klett-Cotta,
3. Aufl. 2011,
285 S., gebunden, mit Schutzumschlag,
€ 19,95

Dienstag, 04.11.2014

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