Pettersson und Findus - Junges Theater Bonn - kultur 107 - Juni 2014

Krach im Hühnerstall

Krach im Hühnerstall


Caruso ist weg. Wie es dazu kam, erzählen drei muntere reisende Theaterleute. Wie aus ihrem klapprigen Gefährt flugs eine richtige Bühne mit rotem Samtvorhang wird, ist ein echtes Zauberkunststück des Bühnenbildners Laurentiu Tuturuga. Er hat auch sonst noch für viele lustige Überraschungen gesorgt bei der Geschichte von Pettersson und Findus, die am Karsamstag im Jungen Theater Bonn ihre umjubelte Premiere feierte. Der Regisseur Andreas Lachnit, der regelmäßig am JTB arbeitet, macht aus dem beliebten Bilderbuch-Klassiker des Schweden Sven Nordqvist einen fabelhaften Spaß für Kinder und Erwachsene.
Die Schauspieler (diesmal alle aus dem erwachsenen Profi-Ensemble) ziehen ihre Zuschauer mit viel Witz hinein in ihre Vorstellung. Denn in der Bühnenwirklichkeit ist ihre Theaterkutsche natürlich das Haus des sympathisch schrulligen Bauern Pettersson, der von seiner Nachbarin den kleinen Kater Findus geschenkt bekommt. Wie Katharina Feilschen mit kätzischer Geschmeidigkeit und reizendem Miau-Gesang Petterssons väterliches Herz erobert, ist einfach hinreißend. Der Berliner Komponist Marc Schubrig hat im Auftrag des JTB die flotte Musik geschrieben, die meisten Songs hat der Regisseur Andreas Lachnit sehr amüsant selbst getextet. Man kann sie sogar nachhören auf einer vom JTB zu dieser Aufführung produzierten CD.
Bernard Niemeyer, der auch die musikalische Leitung und die Chore­ographie übernommen hat, spielt herrlich komisch den gutmütigen Pettersson, der von seinem immer zu lustigen Streichen aufgelegten kleinen Freund ordentlich auf Trab gehalten wird.
Aber eines Tages bringt er den Hahn Caruso mit. Und damit ist die schöne Gemütlichkeit vorbei. Denn der eitle Gockel singt nicht nur von morgens bis abends, sondern macht auch noch den beiden Hühnerdamen mächtig den Hof. Christian Steinborn verkörpert einfach grandios diesen krähenden Heldentenor, dessen dauerndes „Kikeriki“ für feine Katzenohren schlicht unerträglich ist. Ganz abgesehen davon, dass die blöden Hennen total verrückt sind nach dem Typen, unter dessen stolz geschwelltem rotem Kamm (pfiffige Kostüme: Brigitte Winter), sich eine eher bescheidene Intelligenz verbirgt. Vor lauter Eifersucht wird Findus selbst zum Streithahn.
Mit famosem Tempo wechseln die drei Schauspieler zum Figurenspiel, lassen im Hühnerstall die Puppen tanzen und bleiben gleichzeitig in ihren tierisch menschlichen Rollen. Zugegeben: Es ist nicht ganz fair, wie der listige Kater den Hahn zum Schweigen bringt. Mit dem Suppentopf zu drohen, bis der arme Kerl traurig sein Bündel schnürt, ist echt gemein. Aber selbst Pettersson kann Findus nicht wirklich böse sein, und die Hühner haben bald alle Flügel voll zu tun mit ihrer Brut.
Am Schluss spannen die Spieler erneut ihren Wagen an. Sie wollen ja Caruso unbedingt wiederfinden und ihn trösten. Die liebenswürdige, spielerisch fantasievolle Inszenierung lässt keine Wünsche offen. Außer diesem: Das köstliche Kindermusical mit dem quicklebendigen Ensemble gleich noch mal zu erleben. Weil Bernard Niemeyer wegen anderer Theater-Engagements nicht alle Vorstellungen spielen kann, übernimmt Andreas Lachnit in einigen Aufführungen selbst die Rolle des Pettersson. E.E.-K.

Spieldauer ca. 90 Minuten, eine Pause
geeignet für Zuschauer ab 4 Jahren

Donnerstag, 16.10.2014

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.



Letzte Aktualisierung: 28.03.2024 21:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn