Dutli, Ralph: Soutines letzte Fahrt

kultur 106 - Mai 2014

Wieder ein Roman-Erstling, doch ist der Autor schon mehrfach preisgekrönt als Essayist, Lyriker und Übersetzer. Man kann das verstehen, sprachlich ist das Buch ein einziger Genuss. Starke Bilder zeichnet er – kein Wunder – Chaim Soutine (1893-1943) ist Maler, weiß-russischer jüdischer Abstammung, Zeitgenosse von Picasso und Modigliani und Chagall u.v.a.
In einem Leichenwagen versteckt, totkrank und verfolgt, fährt Soutine 1943 durch das besetzte Frankreich nach Paris, um operiert zu werden.
Die „goldenen Pariser Jahre“, der Hauptstadt der Malerei, bis die Nazis kamen, sind vorbei, die Kindheit in Minsk, der Traum von Paris, der frühe Ruhm, die Freundschaft und Rivalität der Kollegen, alles ist vorbei, geblieben ist ein von Schmerzen geschüttelter Mann, der als (noch) lebendige „Leiche“ durch Frankreich gefahren wird und unter starken Morphin-Dosen seine Vergangenheit reflektiert, seine Träume, seine Lieben, seine Verluste, seine Niederlagen und das wenige, das geblieben ist.
Surrealistisch wie seine Bilder sind auch seine Erinnerungen, und der Leser darf wählen zwischen Traum und Wirklichkeit, und er darf es auf hohem literarischen Niveau.

Ralph Dutli
Soutines letzte Fahrt
Wallstein Verlag,
März 2013,
272 S., gebunden,
€ 19,90

Donnerstag, 16.10.2014

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