The Rock’n’Rollator-Show - kultur 85 - April 2012

The Rock’n’Rollator-Show in der Halle Beuel: Fetzige Revue

Die erste Rock’n’Roll-Rentner-Generation nimmt sich vergnügt selbst auf die Schippe in der Rock’n’Rollator-Show, inszeniert und musikalisch geleitet von Michael Barfuß. Mit Rollstühlen, Rollatoren und sonstigen Mobilitätshilfen bevölkern die 28 „Groove@Grufties“ die Bühne der Halle Beuel. Die Spiegelwand aus dem Großen Gatsby spielt perfekt mit in der Ausstattung von Daniela Hohenberger, die für die munteren Best-Ager und die sechs reizenden jungen Damen hübsch individuelle Kostüme entworfen hat. „Hör auf mit früher, ich will es nicht mehr hörn“ von den Toten Hosen singen sie in dem fröhlichen Seniorenheim. Hören lassen kann sich aber entschieden, was der Generationenchor da zusammen mit der „Groove@Grufties-Band“ – Markus Schinkel (Keyboards), Andreas Gerbig (E-Gitarre), Benni Koch (Drums) und Wolfgang Engelbertz (Bass) – präsentiert. Sehen lassen auch: Zur witzigen Textcollage von Simone de ­Beauvoir bis Max Frisch und zu den Songs von den Beach Boys bis zu Tom Waits liefern sie wunderbare kleine Figurenstudien zu den Gebrechen und Gelüsten des Alters, den Ängsten und Träumen jenseits der Lebensmitte. „Ein langes Leben muss bezahlt werden mit dauernden Verlusten“, heißt es da. Oder „Erfahrung macht dumm“. Das klingt manchmal melancholisch, oft ironisch und meistens ziemlich frech, wenn sie wieder abrocken und eine Show abziehen, bei der die als Krankenschwestern fungierenden Girls (mit durchweg im Jugendchor der Oper ausgebildeten Stimmen) einiges zu tun haben, um den Narrenkäfig im Zaum zu halten. „Entertain us“ fordern die Alten und sorgen selbst für beste Unterhaltung.
Bei einer herrlich abgedrehten Entspannungsübung „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“, darf das ganze Publikum mitmachen. Bis die übliche Seniorenbespaßung denen auf der Bühne zu blöd wird und sie mit „Why don’t we do it in the Road“ unverschämt und quietschlebendig klar machen, dass sie noch keineswegs zum alten Eisen gehören. Und überraschend beweglich demonstrieren, mit wie viel Fantasie Rollatoren einsetzbar sind.
Nach der Pause ist das Alltagsgrau dem Showglamour gewichen: Sie geben sich mit hinreißender musikalischer Power als echte Popstars. „Take a Walk on the Wild Side“ heißt das Motto der selbstbewussten jungen Alten, mit denen noch zu rechnen ist. Auch wenn der zweite Teil der mehr als zweistündigen Aufführung dramaturgisch zu einer Art verlängerter Zugabe gerät. Das professionell gemachte musikalische Generationenprojekt spielt jedoch so souverän und lustvoll mit den Schrecken des Altwerdens, dass auch die „Next Generation“ ihr Vergnügen daran haben kann. E.E.-K.
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Die nächsten Termine: 24.04.12 / 27.04. / 3.05. / 12.05./ 31.05.

Donnerstag, 11.10.2012

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