Suche impotenten Mann fürs Leben - kultur 87 - Juni 2012

Suche impotenten Mann fürs Leben von Florian Battermann im Contra-Kreis-Theater: Damenwahl

„Frauen denken mit dem Gehirn, Männer eine Etage tiefer.“ Genau genommen ziemlich weit unten. Die attraktive, beruflich erfolgreiche Mittdreißigerin Carmen hat also die Nase gestrichen voll von den Kerlen, die nur das Eine im Sinn haben. „Emanzipiert sind wir selber“ (leicht uninspirierter Titel des neuen Buches von Bundesfamilienminis­terin Schröder) könnte das Motto von Carmen und ihrer besten Freundin Laura lauten. Ein Leben ganz ohne Männer wäre möglich und nicht mal sinnlos, böte aber viel weniger Gesprächsstoff. Und Frauen reden nun mal gern über das Eine – nicht erst seit „Sex and the City“. Außerdem steckt in jedem Mann was Gutes, und wenn’s das Küchenmesser ist.
Aber keine Sorge: Geworfen wird hier nicht mit spitzen Gegenständen, sondern allenfalls mit scharfen Kalauern. Die leidlich geistreiche Komödie Suche impotenten Mann fürs Leben von Florian Battermann nach dem gleichnamigen (auch nur mäßig inspirierten) Roman von Gaby Hauptmann spart nicht mit Anzüglichkeiten und sprachlichen Schlüpfrigkeiten. In der flotten Regie von Erik Polls bleibt das erfrischend unernst mit einem gehörigen Schuss Slapstick-Comedy. Zuverlässig schlapp soll das entscheidende Ding ja sein bei Carmens Traummann für schöne Stunden. „Bedingung: Intelligenz und Impotenz“, heißt es in ihrer Annonce. Wobei sehr vorhersehbar ist, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen.
Zumal Sandra S. Leonhard als Carmen im schicken feuerroten Fummel (Kostüme: Anja Saafian) wirklich so reizend aussieht, dass der aufstrebende Architekt David zur Beruhigung seines kleinen David schließlich Eiswürfel in der Unterhose braucht. Dass Carmen seinem Defekt mit heilsamen Kochrezepten (Spargel und Ingwer!) zu Leibe rückte, ist jedoch verzeihlich. Ein zärtlicher Mann mit Rilke auf der Zunge entflammt sogar coole Business-Weiber…
Achim Bramscher spielt diesen charmanten Mister Big und taucht vorher als reichlich hirnloser Oliver und Hamburger Nichtsnutz Dieter auf. Marcel Höfs geht u. a. als adeliger Schnösel mit Blaubart-Fantasien ins Rennen um Carmens Gunst und mimt mit freudschem Wiener Zungenschlag einen Psychotherapeuten. Dass die grün angehauchte Grundschullehrerin Laura (entzückend: Demet Fey) bei der Begutachtung aller Bewerber hilft, ist Ehrensache. Die Lösung ihrer Beziehungsprobleme ist jedenfalls familienfreundlich. Als durchgeknallte esoterische Heilpraktikerin Heitzer hat Fey einen Auftritt, bei dem selbst Bühnenprofis vor Lachen voll aus der Rolle fallen dürfen. Sowas ist kein Fehler bei einer spielerischen Lachmuskel-Strapaze mit robustem Tiefgang beim kleinen Unterschied der Geschlechter. Selbst ein Latte macchiato wird zur Pointe, wenn hinterm eleganten Single-Sofa (hübsches Bühnenbild: Thomas Pfau) was anschwillt, das brav auf Feuchtgebiete wartet.
Sie treiben’s munter mit den Trieben und dem penetranten Humor in dieser gefälligen Klischee-Blütenlese. Das amüsierte Premierenpublikum lag flach vor Vergnügen und belohnte die Inszenierung mit Standing Ovations. E.E.-K.

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Spieldauer ca. 2 Stunden inkl. einer Pause.
Im Programm bis: 15.07.2012
Die nächsten Termine: Täglich außer montags

Montag, 29.10.2012

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