Ronja Räubertochter - kultur 58 - Juni 2009

Unüberwindliche Kinderfreundschaft - Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren im Jungen Theater

Dass die Mattisräuber und die Borkaräuber sich seit Jahren nicht grün sind, weiß jedes Kind. Astrid Lindgrens 1981 erschienener Roman Ronja Räubertochter gehört längst zu den Klassikern der Kinderliteratur. 2003 kam die Geschichte einer alle Feindschaften überwindenden Freundschaft zum letzten Mal im Jungen Theater Bonn auf die Bühne. Das JTB hat sich in der Zwischenzeit zum erfolgreichs­ten Kinder- und Jugendtheater Deutschlands entwickelt, weshalb sich sein Intendant Moritz Seibert jetzt endlich mal wieder den Luxus leis­ten konnte, selbst Regie zu führen und sich kurzfristig für sein erklärtes Lieblingsstück Ronja Räubertochter entschieden hat. Das schöne Bühnenbild mit stilisiertem Birkenwald und beweglichen Holzelementen hat er auch entworfen.
Bewegung herrscht auf der Bühne ununterbrochen. Die Choreografin Simona Furlani bringt die Gefühle zum Tanzen. Die 12-jährige Marie Bendig, alternierend mit der gleichaltrigen Gilda Masala, saust als Ronja durch den von allerhand merkwürdigen Wesen bevölkerten Wald, springt tollkühn über den berüchtigten Höllenschlund und lässt ihre Räuberfamilie nicht zur Ruhe kommen. Papa Mattis (als robuster Patriarch: Jan Herrmann) und Mama Lovis (als kluge Frau, die ihren Maulhelden gern mal Paroli bietet: Andrea Brunetti) haben mit dem aufgeweck­ten, quirligen Mädchen echt was zu tun. Schließlich sind die im dunklen schwedischen Zauberwald herumspukenden nebligen Wilddruden und Graugnome keine geringe Gefahr für kindliche Welterforscher. Zugegeben: Erwachsene Reisende sind auch nicht sicher, wenn die Räuber ihren Job machen. Herrlich komisch ist trotzdem der Kutschenüberfall mit tänzelnden Pferdchen und kreischenden Damen (brillant: Valerie Simmonds). Für die fröhliche Räuberromantik stehen rau, aber herzlich Peter Devo Neumann (Glatzen-Per), Julian Tejeda (Klein-Klipp), Sören Ergang (Bosse) und die witzig stumm-beredte Giselheid Hoensch (Pelle). Einfach putzig ist das kleine Rumpelpuppenpaar, zum Leben gebracht von René Wedeward und Nathalie Rénaud-Claus, die auch Birks Eltern Borka und Undis spielen.
Ausgerechnet der Borkaräuber-Sprössling Birk wird Ronjas Wegbegleiter bei ihren Wald­erkundungen. Der 12-jährige Viktor Pasztor (Sohn der Schauspielerin Tatjana Pasztor), alternierend mit dem ein Jahr älteren Jona Schwabach, spielt die zarte Annäherung sehr fein. Klar: Ronja ist die Stärkere und tut den entscheidenden Schritt. Als ihre Bande Birk gefangen nimmt, springt sie über den Abgrund als Geisel ins feindliche Lager und presst ihren Freund frei. Bei der gemeinsamen Flucht in eine Bärenhöhle ist er ihr tapferer Gefährte.
Jeder Kindersommer geht freilich irgendwann zu Ende. Aber kurz vor dem Winter kriegen Ronja und Birk die Versöhnung ihrer Familien prima hin. Wieder mal ein Beweis für die großartigen Leistungen des JTB, das künstlerisch unbeirrbar energisch auf Erfolgskurs steuert.
E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca.2 Std., eine Pause
Wiederaufnahme in der nächsten Spielzeit.
Für Zuschauer/-innen ab 6 Jahren.

Dienstag, 12.01.2010

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