Ein Schaf fürs Leben - kultur 52 - Dezember 2008

Hörspiel zum Sehen - Ein Schaf fürs Leben im Theater Marabu

Die rasante Schlittenfahrt durch den lustig herumgewirbelten Schnee ist ein fulminant komisch getanztes Abenteuer und endet auf dem glatten Eis eines zugefrorenen Sees. Ein eisiger Wind pfeift über die Bühne im Theater Marabu. Man kann ihn regelrecht spüren, wenn die beiden Spieler in ihre Mikros hauchen, röcheln und zischen und ihre lautmalerischen Kältesignale als elektronisch gespeichertes Echo zurück­schallen. Ein per Tatzen-Kratzen erzeugtes dumpfes Grummeln mischt sich in das Konzert, denn der Wolf hat echtes Magengrimmen, weil sein Winterproviant gerade auf eine einzige Flasche Wein geschrumpft ist. Deshalb macht er sich auf die Suche nach einem guten Restaurant. Saftige Schafskeule mit Basilikum wäre sein kulinarisches Ideal... Ein Bauernhof mit einem einsamen Schäfchen im Stall sieht vielversprechend aus.
Claus Overkamp inszeniert Ein Schaf fürs Leben nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Maritgen Matter – 2004 ausgezeichnet in der Kategorie Kinderbuch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis – in der pfiffigen Ausstattung von Regina Rössing fantastisch musikalisch als Hörspiel zum Sehen. Die skurrilen Geräusch­erzeuger (hölzerne Rasseln, blitzende Eierschneider, mit Kartoffelmehl gefüllte Säckchen usw.) hängen sichtbar an den Mikroständern und kommen erzählerisch virtuos zum Einsatz.
Tomasso Tessitori als eleganter Wolf im schwarzen Nadelstreifenanzug kriegt fast die Krise, wenn Tina Jücker als Schäfchen im geblümten weißen Kleidchen zum Geklingel einer Spieluhr sämtliche Strophen von „Der Mond ist aufgegangen“ munter in die Winternacht schmettert. Was soll ein hungriger Wolf auch machen, wenn sein potenzielles Leibgericht plötzlich den Poeten unter seinem Pelz anhimmelt und den alle vegetarische Kost verweigernden Fresser flugs zu seinem allerbesten Freund erklärt? Natürlich eine Reise nach ‚Erfahrungen’, das das Schaf nach der Besichtigung von Wolfs echt goldener Uhr selbstverständlich für viel aufregender hält als alle anderen Städte mit „-ingen“ oder „-ungen“.
Außerdem legt sich das Schaf beim Fische Fangen wirklich mit all seinen Mitteln ins Zeug. Vom Schluss der liebenswürdig präsentierten Geschichte einer wunderbaren, allerdings naturgemäß kurzen Freundschaft sei nur so viel verraten: Bevor der Wolf aus seinen von einer massiven Erkältung verursachten Fieberträumen (z.B. „Kaninchen mit Pfefferminzsoße zum Frühstück“) aufwacht, wird das Schaf ganz schnell das Weite suchen müssen. Ein hinreißend sinnliches Theatervergnügen!
E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 50 Minuten
Nächste Vorstellung: 21.12.08 - 16 Uhr
Im Programm bis: ???
Für Zuschauer-/innen ab 6 Jahren

Freitag, 18.12.2009

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