Deca Dance - kultur 82 - Januar 2012

Deca Dance - Gastspiel des Batsheva Ensembles in der Oper: Mitreißende Energie

Sie sind jung, schön und voller Energie. Das Batsheva Ensemble ist die professionelle Nachwuchstruppe der berühmten israelischen Batsheva Dance Company, die am 6.Dezember zum ersten Mal in Bonn zu Gast war. Ihr Chef Ohad Naharin ist hier freilich kein Unbekannter. Choreographien von ihm zeigten bereits die Grands Ballets Canadiens und das Nederlands Dans Theater. Er stellt seine Programme gern aus Teilen früherer Kreationen zusammen und setzt sie damit in ein neues Licht, füllt sie mit frischer individueller Energie. Deca Dance besteht aus zehn Ausschnitten anderer Werke, wobei die Übergänge der Szenen so fließend gestaltet sind, dass man das gar nicht zu wissen braucht. „Deca Dance“ (das griechische „deka“ bedeutet zehn) wurde im Millenniumsjahr 2000 in Tel Aviv uraufgeführt, der Heimatstadt des Ensembles. Gefeiert wurde damit auch das zehnjährige Jubiläum von Naharins künstlerischer Leitung, der die Company seit 1990 führt. Für Bonn hatte er die Abfolge neu konzipiert; das Publikum kam also in den Genuss einer echten Premiere und feierte die Tänzer nach knapp zwei abwechslungsreichen Stunden mit begeistertem Applaus.
Zu den Markenzeichen von Batsheva gehört die Bewegungssprache „Gaga“, die alle tänzerischen Aktionen aus der inneren Spannung des Körpers entwickelt, also nicht von der Außenwirkung ausgeht. Die Bewegung zu Klang und Rhythmus wird als menschliches Grundbedürfnis präsentiert. Die sechzehn technisch fabelhaft guten Tänzerinnen und Tänzer versprühen eine unbändige Lust am kraft- und schwungvollen Ausdruck. Dass dahinter harte Arbeit steckt, demonstrieren sie in einer Szene wie aus dem Probensaal. Sie reihen sich im Takt der auf Griechisch wiederholten Zahlen von eins bis zehn auf, und ständig springt einer nach vorn, liefert ein Solo, in dem seine Individualität geradezu zu explodieren scheint, und reiht sich wieder ein ins Kollektiv. Es gibt humorvolle und tief berührende Passagen, rasendes Tempo und Momente des Innehaltens. Es gibt strenge Rituale und raffinierte Ausbrüche, expressive Zeichen und verrückte Drehungen und Windungen. Zu Vivaldis „Stabat Mater“ tanzt ein Paar einen fast klassischen Pas de deux. Chachacha und Rumba vermischen sich mit Popmusik und arabischen Klängen, zum israelischen Volkslied „Hava Nagila“ bauen sie sich als geschlossene Gruppe auf und lassen ihre Hände tanzen.
Immer wieder scheint die Freiheit des Individuums durch. Jeder einzelne im Ensemble ist eine geistig eigenständige Tänzerpersönlichkeit und darf das in der vielseitigen Choreographie auch beweisen. Ein Abend, der niemanden kalt ließ. E.E.-K.

Dienstag, 21.02.2012

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