Die Schneekönigin - kultur 81 - Dezember 2011

Die Schneekönigin nach Hans Christian Andersen in den Kammerspielen
Wunderbare Märchenwelt

Klirrend zerspringt ein Spiegel. Wie es dazu kam und welche Gefahr die Millionen von Splittern enthalten, erzählt die Großmutter den Kindern Kay und Gerda. Der Regisseur Barry L. Goldman behält Andersens schönen Märchenton bei in seiner hinreißend poetischen Inszenierung der Schneekönigin. Es ist auch eine große Liebesgeschichte von zwei jungen Menschen, die zusammengehören und den bösen Zauber der eisigen Verstandeswelt überwinden.
Zum Allerschönsten gehört freilich das gar nicht genug zu preisende Bühnenbild von Gesine Kuhn mit riesigen goldenen Bilderrahmen für die Stationen von Gerdas abenteuerlicher Rettungsreise in die Eiswüste beim Nordpol. Philine Bührer spielt das tapfere Mädchen, das unbeirrbar auf Kays gutes Herz vertraut, ungemein liebenswürdig. Arne Lenk ist der nette Junge, dem ein Spiegelsplitter im Auge den Blick für alles Schöne und Gute trübt, und dessen Herz von einem weiteren Splitter getroffen wird, was seine Gefühle einfriert. Richtig gemein lässt er Gerda abblitzen und verschwindet ins magische Reich des ewigen Eises.
Lenk spielt auch den lustigen Prinzen Kay, der mit seiner niedlichen Prinzessin (Sabrina Tannen) auf Hochzeitsreise ist und Gerda großzügig mit nutzlosen Schätzen beschenkt. Die ist sie schnell wieder los, als sie einer wilden Räuberbande in die Hände fällt. Sabrina Tannen als kühne Räubertochter Hedda, die gern mit scharfen Messern spielt und Kraftsprüche draufhat, die selbst die Räubermama (urkomisch: Ralf Drexler) das Fürchten lehren, macht einfach Spaß. Außerdem verbirgt das kecke Mädchen unter der robusten Schale ein weiches Herz und überlässt Gerda sogar ihr Rentier Bäh (tierisch sympathisch: Nico Link) für den Ritt nach Lappland.
Als Lappfrau mit unterirdischer Sauna, als verständnisvolle Großmutter und als verträumte Blumenfee Rosa-Violetta macht Christine Schönfeld gute Figur. Im traumhaft sommerbunten Garten von Rosa-Violetta wäre Gerda beinahe dem munteren Gezwitscher der prächtigen Blüten erlegen. Aber Kay vergessen geht nicht; das zierliche, aber willensstarke Mädchen zieht seine Sache durch, auch wenn’s verdammt kalt wird auf dem Weg zur Schneekönigin, die verführerisch schillernd im weißen Eisgewand (tolle Kostüme: Christine Haller) auf ihrem Kristallthron im düsteren Frostpalast lebt und dem schockgefrorenen Kay ewiges Glück versprochen hat. Susanne Bredehöft spielt großartig die Herrscherin der Tiefsttemperaturen. Außerdem verkörpert sie die schnippisch kokette Hofkrähe, die viel übrig hat für den dienstbeflissenen Protokollkraben (Ralf Drexler). Die beiden schwarzgefiederten komischen Vögel sind ein Vergnügen für sich und treiben jedem die Lachtränen in die Augen mit ihrem irrwitzigen Lied vom Schnäbeln.
Die flotten Songs von Michael Barfuß sind ohnehin ein toller Nebeneffekt in der fabelhaft einfallsreichen Aufführung. Zarte Gefühle lässt die hoch oben über dem Geschehen platzierte Cellistin Ella Rohweg aufscheinen. Dass Gerdas tiefe Gefühle schließlich Kais erstarrtes Herz auftauen, ist gewiss. Ein biss­chen erwachsener sind die beiden Kinder auch geworden, wenn sie wieder in Omas warmer Stube sitzen und alles vielleicht nur geträumt haben.
Die fantastische Inszenierung mit ihren vielen bezaubernden Bildern und einem fabelhaft animiert agierenden Schauspiel-Ensemble lässt niemanden kalt. Sie macht einfach glücklich. Ein Familienstück, das keine Wünsche offen lässt! E.E.-K.

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Spieldauer ca. 2 Stunden inkl. einer Pause.
Im Programm bis ???
Die nächsten Termine:
2.12.11 // 4.12.11 // 10.12.11// 11.12.11 //
14.12.11 // 18.12.11 // 23.12.11// 26.12.11

Empfehlenswert für Zuschauer ab 5 Jahren.

Donnerstag, 16.02.2012

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