Triptychon - kultur 76 - Mai 2011

Artifizielle Unterhaltung: Triptychon – Tanz-Gastspiel in der Oper

Für den jungen schwedischen Choreographen Alexander Ekman hat Kunst viel mit Unterhaltung zu tun. Triptychon - A Study of Entertainment heißt sein erstes abendfüllendes Werk, das er mit dem berühmten Stockholmer Cullberg Ballett erarbeitet hat. Das Stück wurde nach der Uraufführung 2010 als seit Jahren beste Arbeit der Compagnie gefeiert und präsentierte die deutsche Erstaufführung in der Bonner Oper.
Eine Show, die perfekt immer wieder aus dem Ruder läuft, zeigen sie sehr witzig im ersten Teil. Die Frauen in goldenen Kleidern mit blauen Perü­cken, die Männer mit blaugoldenen Jacken parodieren die bekannten Showtanz-Formationen. Es gibt amüsante Slapstick-Elemente, der Showmas­ter im weißen Anzug parliert über das Unterhaltungsgeschäft und fährt an einem Tischchen auf der Bühne herum. Natürlich ist das alles nicht die Show selbst, sondern das Szenario eines fiktiven Films. Und natürlich ist auch dessen ziemlich verzweifelte Produzentin eine Theaterfigur.
Ekman geht sein Publikum direkt an, spielt mit dem Überdruss am Dauer-Entertainment, lässt die Tänzer zwischen den Zuschauerreihen herumstreifen und stellt sie buchstäblich aus in der Pause, die tatsächlich der zweite Teil des „Triptychons“ ist. In Vitrinen posieren sie wie käufliche Objekte. Eine Frau mit einer schillernden Insektenmaske taxiert den Wert von drei muskulösen Kerlen, die sich auf einer Matte zur Schau stellen. Der dritte Teil ist düster. In schwarzen Slips toben die Tänzer wie in Trance zu lauten Techno-Rhythmen durch den Raum. Es gibt viele kleine szenische Einfälle in diesem Disko-Taumel, der aber auch keinen Ausweg aus der Langeweile zeigt.
Kunst und Unterhaltung treffen sich in dem Streben, Aufmerksamkeit zu erregen, meint Ekman. Die Grenzen zum rein kommerziellen Entertainment umspielt er mit viel frechem Witz. Die großartigen Tänzer des Cullberg Balletts zeigen sich dabei tänzerisch von einer ungewöhnlichen Seite, aber vor allem als virtuose Spieler. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ der Tanztheater-Abend leider nicht, der eher zu den schwächeren in der Bonner Tanz-Highlights-Serie gehörte. E.E.-K.

Donnerstag, 29.12.2011

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.



Letzte Aktualisierung: 28.03.2024 17:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn