Waxtaan - kultur 73 - Februar 2011

Tanz-Highlights aus dem Senegal: Waxtaan

Um das Männergehabe der afrikanischen Polit- und Wirtschaftsbosse geht es in Waxtaan von der Compagnie „Jant-Bi“ aus dem Senegal, die Anfang Januar in Bonn zu Gast war. Waxtaan (das Wort bedeutet im Senegalesischen „politisches Streitgespräch“) kombiniert Tänze aus sechs zentralafrikanischen Ländern zu einem bewegungsreichen Stück, das viel erzählt über die aktuelle Situation des schwarzen Kontinents.
Es ist rhythmisch komplexes Körper-Theater, was Germaine Acogny und ihr Sohn Patrick Acogny acht Tänzern auf den Leib choreographiert haben. Männer in blauen Overalls tragen Garderobenständer, Stühle und einen Konferenztisch auf die Bühne, machen sich lustig über die hohen Herrschaften, die anscheinend höchst Wichtiges zu verhandeln haben, und beginnen einen munteren Tanz mit roten Putzeimern. Am Tisch beraten Männer in schwarzen Anzügen, wobei das Möbel schnell zum Schlaginstrument wird, an und auf dem sie mit Holzstäben rhythmisch virtuos ein Wortgefecht simulieren.
Die fünf grandiosen Live-Musiker (darunter eine Frau) sind Teil der Handlung in der 2007 uraufgeführten Produktion Waxtaan, mit der die Truppe schon in etlichen Ländern erfolgreich gastierte. Mit diversen Perkussionsinstrumenten kommentieren sie humorvoll die arroganten Machtkämpfe der gewichtigen Platzhirsche. Die wirbeln barfuß, aber mit korrektem Anzug und sorgfältig zurechtgezurrter Krawatte über die farbig beleuchtete Bühne, nachdem sie ihre bunten heimischen Gewänder abgelegt haben. Sie spielen mit komischem Elan einflussreiche Selbstdarsteller, plustern sich mit kraftvollen Sprüngen auf, prallen in irrwitzigen Duetten und Trios aufeinander, sind sich in Ensemble-Szenen plötzlich einig und unterlaufen den Konsens mit frechen individuellen Bewegungsmustern.
Sie posieren als seriöse Staatsmänner, stampfen als Stammeshäuptlinge archaische Rituale temperamentvoll in Grund und Boden und beobachten lässig ihre Gegner, die sie dann in listigen Konfigurationen vorführen auf dem Feld der Eitelkeiten. Dagegen steht die Freiheit ihrer selbstbewusst präsentierten fundamentalen Bewegungslust, in der alles möglich ist zwischen anarchischen Höhenflügen und bodenständigen Selbstvergewisserungen. Im furiosen Finale zeigen sie solistisch eindrucksvoll, was sie drauf haben an positiver Energie für die Veränderung der Machtzustände in Schwarzafrika. Und für die Anerkennung der Schönheit ihrer Tanzkunst, mit der sie das restlos ausverkaufte Opernhaus nach ca. 80 Minuten auf Hochtemperatur brachten. E.E.-K.

Dienstag, 01.02.2011

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