Prix Pantheon 2013 - kultur 97 - Juni 2013

19. German Spass- und Satire-Open: Wettkampftage 23.-24.04.2013 im Pantheon

Nach einem Abstecher ins Pantheon-Casino im vergangenen Jahr, fand der Prix Pantheon 2013 wieder im großen Haus des Pantheons statt, an zwei Wettkampftagen mit Auftritten von je sechs vielversprechenden Nachwuchskünstlern. Die Moderation übernahm wie erstmals im Jahr 2012 Hennes Bender (WDR), wobei es sich Hausherr Rainer Pause nicht nehmen ließ, alias Fritz Litzmann mit seinem Kompagnon Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) von der Ehrentribüne aus zu assis­tieren. Für die anwesende Jury galt es, den überzeugendsten Auftritt aus den 20-minütigen Kurzprogrammen zu bestimmen:

Den Anfang machte Torsten Sträter (*1966 in Dortmund). Er stammt aus der Poetry-SlamSzene und rezitierte eine großartige Familienstory, in der es u.a. darum ging, dem Personal einer Videothek klarzumachen, dass er sich nicht mit seinem achtjährigen Sohn hier verbotenerweise aufhalte, sondern dass dies sein 74-jähriger Schwiegervater sei, ein ­Diplom-Ingenieur, der an seiner Kleinwüchsigkeit leide!

Das norddeutsche Duo Team & Struppi sind Moritz Neumeier (*1988) und Jasper Diedrichsen (1990). Sie präsentierten aufrüttelnd provokant („Jeder hat die Kaufkraft, die er verdient!”) ihre Sicht auf die Jugend und das finanzielle Auskommen heute sowie zu fragwürdigen Integrationsanforderungen.

Der Allgäuer Maxi Schafroth (*1985), begleitet von Markus Schalk an der Gitarre, berichtete von der Nachwuchsgeneration im Ban­kensektor. Etablieren um jeden Preis sei die Doktrin. Da sei es ganz normal, dass man sich oft zu konservationstechnisch auf sicherem Oberflächenniveau verbleibenden Abendessen treffen müsse; mit kreativen, allergikerverträglichen, geschmacksneutrale Speisen. Umwerfend komisch und doch so wahr!

Fee Badenius (*1986 in Lübeck) besang die positiven Seiten ihrer derzeitigen Heimatstadt Witten:?„Zum Glück kommt man hier gut weg”. Rührend außerdem das Lied vom Schmetterling im falschen Kleid (dem einer „flotten Motte”). Ausbaufähig, aber trotz frecher Texte noch ein bisschen zu niedlich?

Senkrecht (Arnd Schimkat, *1969 in Gräfelfing) &?Pusch (Bastian Pusch, *1970) spielten in einem Dauerzwist ihre Gegensätzlichkeiten (vor allem hinsichtlich Körpergröße und Musikstil) gegeneinander aus. Sehr gut, und:?Skurril-harmonisches Tanzen klappt trotz Streit!

Für gebannte Stille sorgte Thomas Lienenlüke (*1966 in Bielefeld) mit seinem alarmierenden Lied über den frustrierten Schüler Jerry mit Berufswunsch Profikiller. Gute Texte – auch u.a. über Deutschlehrer in Marken-Funktionskleidung...

Den zweiten Wettbewerbstag eröffnete Sarah Hakenberg (*1978 in Köln) mit ihrer musikalischen Lehrstunde Struwwelpeter reloaded u.a. mit Ritalin-Aylin und Mandy-Guck-aufs-Handy. Nachhallend makaber auch ihr Lied Willkommen auf der Kinderfest der NPD.

Anton Grübener bot „neues altes Kabarett”: optisch und rhetorisch im Stil der 1920er Jahre, zu brisanten Themen von Lebensmittelskandalen bis zur Atomstrahlung. „Humor aus der Zukunft” – Geschmackssache!

Gelungen komisch war der Auftritt des vierköpfigen Daltons Orckestrar aus Hagen: Die konservative Kleidung täuschte nicht lange über den alternativen Humor hinweg und wurde um einmalige Accessoires ergänzt. Große musikalische Bandbreite, originelle Texte, Choreografien und Requisiten!

Martin Zingsheim (*1984 in Köln) bot klassisches musikalisches Kabarett zu tagespoli­tischen Themen („Wir waren Papst, darum gab es auch weniger Missbrauchsfälle...”) und vermittelte verblüffendes Fachwissen der Musikwirtschaft, eine Gebrauchsanweisung zum „Stricken” erfolgreicher Lieder. Nicht schlecht!

Kirsten Fuchs (*1977 in Chemnitz), wie Tors­ten Sträter aus der Lese-Szene, rezitierte über den Outdoor-Kommerz und fragwürdige Beziehungsratgeber-CDs. Auf den Punkt gebracht! Doch die frei vorgetragene temperamentvolle Zugabe Herzlich willkommen im Jahr 1946 führt zum Wunsch:?Beim nächsten Mal direkt ohne Buch bitte!

Den Abschlussauftritt hatte das Berliner Stand-up-Comedy-Duo Hortkind (Steffen Lemke und Nils Hellmuth):?Sportliche Darbietung, Box- und Sado-Maso-Szene inklusive;? schräg in jeder Hinsicht, nicht zuletzt die Frisuren!

Rainer Pause hatte am Ende des zweiten Wettbewerbstages die Ehre, den mit 3.000 € dotierten Jury-Preis zu verleihen. Die Jury hatte sich nach einer Beratung für Maxi Schafroth entschieden. Der Allgäuer überzeuge mit Natürlichkeit, sympathischem Auftreten, überraschend perfektem Hochdeutsch, viel Phantasie, genauer Beobachtungsgabe und Kreativität, hieß es in der Laudatio. Auch kultur gratuliert herzlich!
Über den ebenfalls mit 3.000 € dotierten Publikumspreis erfolgt die Entscheidung vom 19.05. bis 15.06. per Internetabstimmung (www.prixpantheon.wdr.de). Machen Sie mit! J.S.


Dienstag, 26.11.2013

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